Schäfereien in NRW – ein traditionsreicher Beruf

Fraktion vor Ort

Viele Schäfer*innen sorgen sich um ihre Zukunft. Um sich über die aktuellen Probleme, aber auch über diesen traditionsreichen Beruf zu informieren, haben unsere Abgeordneten Schäfereibetriebe in ganz NRW besucht.

Schäfer*innen und ihre Herden sind für die Pflege von Deichen und damit für den Hochwasserschutz in Nordrhein-Westfalen unverzichtbar. Besonders artgerecht gehalten, leisten Schafe zudem einen enorm wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Schafherden nehmen also einen bedeutenden ökologischen und gesellschaftlichen Stellenwert ein. Diese Arbeit sollten wir wertschätzen und unterstützen.
Doch leider haben insbesondere Wanderschäfer*innen durch verschiedene agrarpolitische Entscheidungen der letzten Jahre erhebliche Einkommenseinbußen hinnehmen müssen. Insbesondere die Umlegung der Prämien auf die landwirtschaftliche Nutzfläche – statt wie zuvor auf jedes Muttertier – hat zur Folge, dass viele Schäfer*innen kaum oder gar keine Förderung mehr erhalten. Da Schäfer*innen häufig keine eigenen Flächen besitzen, könnte eine Weidetierprämie helfen, ihre wirtschaftliche Überlebensfähigkeit zu sichern – und die positiven Effekte der Freilandhaltung von Schafen auf unsere Umwelt zu erhalten.
In 22 anderen EU-Staaten werden Schäfereien mit jährlich rund 500 Millionen Euro unterstützt – nur in Deutschland nicht. Daher fordern wir die Landesregierung auf, sich für eine solche Weidetierprämie auf Bundesebene einzusetzen. Nur so können wir die ökologisch wertvolle und gesellschaftlich unverzichtbare Schafhaltung in NRW dauerhaft erhalten.

Norwich Rüße ist mit dem Berufsschäfer Jürgen Schienke und seiner Herde durch die Wiesen Lengerichs gezogen und hat sich mit ihm über die Schäferei ausgetauscht. Der Schäfer berichtete u.a., dass es ihm manchmal an Verständnis für seine Tierhaltung fehle.
 „Toll zu sehen, mit wieviel Herzblut hier gearbeitet und wie der uralte Beruf des Schäfers gelebt wird. Wir alle erfreuen uns am Anblick eines Schäfers mit seiner Herde. Das sollte es uns dann aber auch wert sein, diese tiergerechte und ökologisch wertvolle Form der Nutztierhaltung ausreichend zu unterstützen. ‚Mein Ziel ist es, dass Sie am Ende Ihres Besuchs sagen – Schäfer müsste man sein‘, so Jürgen Schienke. Nun bin ich ganz gerne Bauer, aber dafür zu sorgen, dass solche engagierten Schäfer weiter ihren Beruf mit Freude aber auch mit dem notwendigen finanziellen Gewinn betreiben können, muss ein Ziel Grüner Politik sein.“

Berivan Aymaz hat sich mit Stadtschäfer Ingolf Bollenbach in Köln ausgetauscht. Seine Herde umfasst 500 Schafe und weidet auf rund 110 Hektar im Äußeren Grüngürtel Kölns. Herr Bollenbach schaut bereits auf einige Jahrzehnte Berufserfahrung zurück und berichtete, dass er aufgrund verschiedener agrarpolitischer Entscheidungen der letzten Jahre  erhebliche Einkommenseinbußen hinnehmen musste.  
„Deutschland ist einer der wenigen EU-Staaten, die Schäfereien nicht unterstützt. Dabei könnte eine Weidetierprämie von mindestens 38 Euro pro Schaf und Jahr helfen, die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit von Herrn Bollenbach und seinen Kolleg*innen zu sichern. Dafür werden wir uns weiterhin einsetzen. Denn nicht nur die Überlebensfähigkeit einer der ältesten Berufsstände steht auf dem Spiel, sondern auch die Möglichkeit, eine ökologisch hochwertige Form der Grünlandnutzung und eine besonders artgerechte Form der Tierhaltung zu nutzen.“ 

Mehrdad Mostofizadeh hat Schäfer Florian Preis und seine 260 Schafe in der Sterkrader Heide in Oberhausen besucht.
 „Die Schafe sorgen hier für Artenvielfalt auf den Weiden, für Hochwasserschutz und bekämpfen Plagen wie den Riesenbärenklau auf ganz natürliche Weise. Diese nachhaltige Form der Tierhaltung und der Weidewirtschaft muss unbedingt gefördert werden.“

Verena Schäffer hat die Wittener Schäferin Sabine Hülser und ihre 300 Schafe getroffen.
„Ich bin beeindruckt von dem Engagement der Schäferin für ihre Tiere, die einen wichtigen Beitrag für unsere biologische Vielfalt leisten.“

Johannes Remmel war bei Armin Küthe und seiner Herde in Siegen zu Besuch. Der Schäfer hat ihm eindrucksvoll gezeigt, welche wertvollen Dienste die Schafe für die Artenvielfalt leisten.
„Als eine Art „Natur-Taxi“ transportieren Schafe in ihrer dichten Wolle Samenkörner und Insekten über viele Kilometer, was sich positiv auf ein vielfältiges Artenspektrum der Wiesen auswirkt. Leider verweigern sich CDU und FDP bisher, die Schäferinnen und Schäfer bei Ihrer auch für den Naturschutz wichtigen Arbeit durch eine Weideprämie zu unterstützen.“

Johannes Remmel war außerdem bei Peter Kuhlmann und seiner Herde in Hemer zu Besuch. Der Schäfer machte zusammen mit Berufskollegin Christine Büttner aus Iserlohn deutlich, welche Bedeutung die Wanderschäferei für Natur- und Artenschutz hat .
 „Wer Heimat bewahren will, muss auch die Wanderschäferinnen und –schäfer unterstützen. Wenn wir nicht schnell die Förderung in der Landwirtschaft zu ihren Gunsten zu verändern, droht mit der Wanderschäferei ein wichtiger Teil unseres immateriellen Kulturerbes verloren zu gehen. Ganz schweigen vom Dienst, den Schafherden für Natur- und Artenschutz leisten.“

Sigrid Beer hat sich mit der Vorsitzenden des Schafzuchtvereins NRW Ortrun Humpert in Marienmünster-Löwendorf im Kreis Höxter getroffen.

„Der Austausch mit Frau Humpert hat mir noch mal eindrücklich gezeigt mit welchen Herausforderungen die Schäferei konfrontiert ist. Deswegen kann ich die Ablehnung eines gemeinsamen Antrags der Grünen und der Linken zur Einführung einer Weidetierprämie im Bundestag nicht nachvollziehen. Da fehlt jegliches ökologisches und landwirtschaftliches Verständnis. Sehr guten fachlichen Input habe ich von Frau Humpert auch zum Thema Herdenschutzhunde und den Umgang mit dem Wolf erhalten.“

Wibke Brems besuchte Schäferin Renate Regier bei der Heidschnuckenschäferei Senne. Die Schäferei wird durch die Biologische Station Paderborn-Senne betrieben und dient der Erhaltung der Heidefläche in der Senne, die auf dem Truppenübungsplatz und in angrenzenden Naturschutzgebieten vorkommen. Die Heidschnuckenherde zählt stolze 1100 Tiere.

„Die Tiere leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum Naturschutz und dazu, dass die Senne so bleibt wie sie ist. Für das Erscheinungsbild der Senne sind der Beruf des*der Schäfer*in sowie die Heidschnucken unabdingbar. Diese Arbeit lässt sich gar nicht hoch genug einschätzen und sollte dauerhaft unterstützt werden, beispielsweise durch eine Weidetierprämie.“

Monika Düker und Stefan Engstfeld waren beim Düsseldorfer Schäfer Albert Görsmeyer auf den Rheinwiesen. Auf dem oberen Foto zu sehen ist der grüne Bürgermeister von Düsseldorf, Wolfgang Scheffler. 

Monika Düker: „Die 800 Schafe von Albert Görsmeyer gehören nicht nur zum Bild der Düsseldorfer*innen von ihren Rheinwiesen, sondern übernehmen dort auch eine wichtige Rolle bei der Landschaftspflege. Deswegen setzen wir uns dafür ein, dass Schäfereien wie die von Albert Görsmeyer mit einer Weidetierprämie unterstützt werden.“

Stefan Engstfeld: „Albert Görsmeyer ist Schäfer aus Leidenschaft. Es war beeindruckend zu sehen, mit wie viel Begeisterung und Einsatz er seinen Beruf ausübt. Mit seiner Arbeit leistet er einen großen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Wir sollten dies als Gesellschaft wertschätzen und eine Weidetierprämie einführen.“