„Cybermobbing ist kein Kavaliersdelikt“

Drei Fragen an Sigrid Beer zum 'Behaupte-dich-gegen-Mobbing-Tag'

Jede*r fünfte Jugendliche gibt laut einer aktuellen Studie an, dass schon einmal falsche oder beleidigende Inhalte über sie oder ihn im Netz verbreitet wurden. Auch der 13 Jahre alte Lukas Pohland hat solche Erfahrungen gemacht und hilft nun anderen Betroffenen. Sigrid Beer hat sich mit ihm ausgetauscht und für die GRÜNE Fraktion einen Antrag gegen Cybermobbing in den Landtag eingebracht.
Anlässlich des „Behaupte-dich-gegen-Mobbing-Tags“ erklärt sie im Interview, wie groß das Problem des Cybermobbing ist, was jede*r gegen Mobbing tun kann und was die Schulpolitik unternehmen muss.

1. Wie genau läuft Cybermobbing ab und was macht das mit den Betroffenen?
Sigrid Beer: In und mithilfe von sozialen Netzwerken wie Facebook oder Messenger-Diensten wie WhatsApp werden Menschen beschimpft, verunglimpft oder gedemütigt. Auch hämische oder verletzende Kommentare, Fake News und das Einstellen kompromittierender Fotos oder Filme gehören zum Cybermobbing dazu. Menschen werden so bloßgestellt und das vor einem nicht abzuschätzenden Kreis von Empfänger*innen. Betroffene fühlen sich verständlicherweise tief verletzt und wissen sich oft nicht zu wehren. Verzweiflung bis hin zu Suizidgedanken können die Folge sein. Gerade Jugendliche belasten solche Anfeindungen und Bloßstellungen natürlich schwer.
 2. Was können Freunde, Mitschüler*innen, Eltern und Lehrer*innen tun, um betroffenen Kindern und Jugendlichen zu helfen und Mobbing zu stoppen?
Sigrid Beer: Wichtig ist: Nicht wegschauen! Nicht schweigen! Cybermobbing ist kein Kavaliersdelikt. Deswegen sollten auch Beweise, zum Beispiel Kopien von beleidigenden Nachrichten, gesichert werden, um sie ggf. der Polizei vorzulegen. Unmittelbar und indirekt Betroffene sollten die Hilfe von Vertrauenspersonen und von Expert*innen suchen. Mich beeindruckt hier nach wie vor das Engagement von Lukas Pohland. Nachdem eine Mitschülerin via WhatsApp gemobbt wurde und er sie unterstütze, wurde er selbst gemobbt. Für den inzwischen 13-Jährigen Anlass die Cybermobbing Hilfe zu gründen und sich an die Politik zu wenden. Auch die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NRW hat eine Handreichung herausgegeben und vom Youth-Panel „klicksafe“ haben Jugendliche eine App entwickelt mit wichtigen Tipps, um sich zu wehren.
 3. Die GRÜNE Fraktion hat nach der Initiative von Lukas einen Antrag mit konkreten Vorschlägen gegen Cybermobbing in den Landtag eingebracht. Wie kann die Politik die Präventions- und Unterstützungsarbeit unterstützen?
Sigrid Beer: Kinder und Jugendliche verbringen den Großteil ihrer Zeit in ihrer Schule. Cybermobbing muss daher auch hier Thema sein. Bei der Lehreraus- und -fortbildung müssen Fachkräfte sensibilisiert und in die Lage versetzt werden, Mobbing zu erkennen und zu begegnen. Beim Medienpass NRW muss das Thema Cybergewalt schon in der Grundschule berücksichtigt werden. Auch die Elternverbände und die LandesschülerInnenvertretung wollen wir einbeziehen. Und schließlich müssen die Anbieter von Sozialen Medien in die Mitverantwortung genommen werden. Maßnahmen gegen Mobbing stehen auch im Mittelpunkt einer Expertenanhörung im Schulausschuss des Landtags am 18. April.