Frauen haben 100 Prozent verdient

Zum Equal Pay Day meint Josefine Paul:

Portrait Josefine Paul

Denn Frauen stoßen in ihrem Berufs- und Erwerbsleben noch immer auf strukturelle Hindernisse. Dies zeigen die existierenden Unterschiede in der Berufswahl von Männern und Frauen ebenso wie die ungleiche Verteilung bei der Kinderbetreuung oder in der Pflege von Angehörigen. Zum Beispiel arbeiten nur sechs Prozent der Väter mit Kindern unter sechs Jahren in Teilzeit. Bei den Müttern mit Kleinkindern sind es mit 73 Prozent mehr als zwölf Mal so viele.
Das ist auch deshalb ein Problem, weil Teilzeitarbeit auch heute noch sehr eng mit schlechteren beruflichen Aufstiegschancen verbunden ist. In westdeutschen Führungsetagen sind nur 23 Prozent der Führungskräfte Frauen. In den Vorständen von 160 börsennotierten Unternehmen in Deutschland errechnete Ernst & Young 2015 einen Frauenanteil von gerade einmal 5,4 Prozent.
Die geringeren Einkommen von Frauen sind jedoch nicht nur ein Problem während der Berufsausübung, sondern spiegeln sich auch in einer geschlechtsspezifischen Rentenlücke von fast 60 Prozent wider. Als gesetzliche Altersrente erhielten Frauen 2014 durchschnittlich 618 Euro, Männer 1037 Euro, wie eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung herausfand. Die Zahlen machen klar: Altersarmut ist in Deutschland weiblich.
Wer die ungerechte Lohnstrukturen bekämpfen will, muss sich alle Hürden und Brüche in weiblichen Lebensverläufen ansehen und Frauen und Mädchen an den richtigen Stellen geschlechtersensible Unterstützung  und Beratung anbieten.  – von der Berufswahlorientierung, über eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie/Pflege und Beruf bis hin zur gerechten Entlohnung frauendominierter Berufe im Sozial-, Gesundheits- und Pflegebereich. Außerdem muss endlich der Grundsatz „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ gelten.