Erfolgreiche Integration sichert soziale Gerechtigkeit

Manuela Grochowiak-Schmieding und Jutta Velte zum Welttag der Sozialen Gerechtigkeit:

Zum siebten Mal findet am 20. Februar 2016 der von der UNO ins Leben gerufene „Welttag der Sozialen Gerechtigkeit“ statt. Er steht in diesem Jahr unter besonderen Vorzeichen: Die Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich verschärft sich. Gleichzeitig stellt der Zuzug von Menschen, die vor Krieg, Terror, Vergewaltigung und Verfolgung flüchten, unsere Gesellschaft vor zusätzliche Herausforderungen. Deutschland erlebt zwar eine Welle der Hilfsbereitschaft und der Solidarität. Trotzdem ist eine wachsende Verunsicherung in Teilen der Bevölkerung spürbar – auch weil viele befürchten, die soziale Ungleichheit könne weiter zunehmen.
Soziale Gerechtigkeit bedeutet Teilhabe, bedeutet Arbeit, Bildung, Geschlechtergerechtigkeit und -vielfalt. Sie ist die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben in der Welt. Viele Menschen sehen die soziale Gerechtigkeit in Deutschland derzeit gefährdet – auch durch den Zuzug von Menschen auf der Flucht. Dabei kann Deutschland als reiches Land die Herausforderungen der Zuwanderung schultern. Doch dieser Reichtum ist ungerecht verteilt. So besaßen im Jahr 2013 die obersten zehn Prozent der Haushalte 51,9 Prozent des Nettovermögens. Der Reichtum eines Landes muss aber allen Menschen zugutekommen. Dazu gehören Investitionen in die elementare Daseinsvorsorge: Bildung, sozialer Wohnungsbau, der Erhalt öffentlicher Infrastruktur, integrativer Arbeitsmarkt, Sozialarbeit und politische Bildung. Mit solchen Investitionen wirkt Politik der Gefahr sozialer Ausgrenzung großer Bevölkerungsgruppen entgegen. Davon profitieren nicht nur Geflüchtete, sondern alle Bürgerinnen und Bürger.
Neben Investitionen in die Daseinsvorsorge lautet das Zauberwort für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt: Integration. Einerseits müssen die Zugewanderten die Möglichkeit bekommen, Deutsch zu lernen, Bildungsangebote wahrzunehmen und zu arbeiten. Andererseits dürfen wir auch die heimische Bevölkerung nicht vernachlässigen. Die vielen Menschen, die bereits helfen, aber auch jene, die den Entwicklungen skeptisch gegenüberstehen, müssen vor Ort miteinbezogen werden.
Auf unserem am „Welttag der sozialen Gerechtigkeit“ stattfindenden Integrationskongress diskutieren wir zum Beispiel in dem Forum „Quartiere neu denken – Wohnraum, Stadtplanung, Gesundheit“ darüber, wie Integration im konkreten Zusammenleben gelingt. Dabei müssen und wollen wir aus den Erfahrungen bei der Integration der sogenannten Gastarbeiter*innen und ihrer Kinder und Kindeskinder unsere Lehren ziehen.
Integration von Zugewanderten und die Herstellung sozialer Gerechtigkeit durch eine gut ausgebaute öffentliche Daseinsvorsorge kosten zunächst einmal Geld. Aber diese Investitionen rechnen sich: So wird im Moment davon ausgegangen, dass die deutsche Wirtschaftsleistung zuwanderungsbedingt über die nächsten fünf Jahre um 50 Milliarden Euro steigt. Auch gesellschaftlich lohnen die Anstrengungen, denn Frieden, Demokratie und Menschenwürde sind eng mit sozialer Gerechtigkeit verknüpft. Soziale Ausgrenzung dagegen würde uns in jeder Hinsicht teuer zu stehen kommen.