Qualität statt Quantität – Bauernverband muss endlich umdenken

Kritik am Bauernverband - von Norwich Rüße

Portrait Norwich Rüße

Vielen Bäuerinnen und Bauern fällt es in Folge der EU-Sanktionen gegen Russland und aufgrund des Wegfalls der Milchquote schwer, Abnehmerinnen und Abnehmer für ihre Produkte zu finden. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes Joachim Rukwied forderte zuletzt, die EU müsse zur Entlastung der angespannten Marktsituation bei Milchprodukten und Schweinefleisch alles tun, um für heimische Landwirtinnen und Landwirte neue Absatz- und Exportmärkte zu erschließen. Damit ist die Landwirtschaft wieder dort angelangt, wo sie in den Siebzigern und Achtzigern auch schon war – nämlich wegen Überproduktion massive staatliche Eingriffe für die Agrarmärkte zu fordern.
Dieser Reflex ist einer Strategie des „Wachsens oder Weichens“ in der Landwirtschaft geschuldet, die nicht nur der Bauernverband seit Jahrzehnten propagiert. Die vollkommen einseitige Orientierung an Export und Weltmarkt bedroht jetzt viele Bäuerinnen und Bauern in ihrer Existenz. Sie müssen die Suppe auslöffeln, die ihnen der Bauernverband und die ewig gestrigen Agrarpolitiker der CDU eingebrockt haben. Es ist höchste Zeit für Bauernverbände und Union, die gesellschaftliche Entwicklung sowie die Wünsche der Verbraucherinnen und Verbraucher anzuerkennen. Die wünschen sich Qualität statt Quantität in der landwirtschaftlichen Produktion. Tierwohl, regionale Vertriebswege und Erhalt der Biodiversität sind die Zukunftsaufgaben der Landwirtschaft, nicht die Erschließung immer neuer Märkte, die noch dazu die Bäuerinnen und Bauern in den Zielländern nachweislich in den Ruin treibt.
Wer auf den fernen Weltmarkt anstatt die heimischen Märkte und auf Globalisierung statt Regionalisierung baut, setzt sehenden Auges die Existenz vieler bäuerlicher Betriebe aufs Spiel. Milchbäuerinnen und Milchbauern brauchen keine neue Exportoffensive, sondern Hilfe beim Aufbau einer regionalen Qualitätsvermarktung. Dies zu unterstützen sowie insgesamt den Umbau der landwirtschaftlichen Viehhaltung hin zur artgerechten Nutztierhaltung wäre die zentrale Aufgabe eines zukunftsgewandten Bauernverbandes. Denn auf eine tiergerechtere und ökologischere Landwirtschaft umzusteigen und qualitativ hochwertige Produkte für einen regionalen Markt zu produzieren, birgt für Bäuerinnen und Bauern eine bessere Zukunftsperspektive als der ewige Ruf nach fernen Absatzmärkten. Verbandsvertreterinnen und Verbandsvertreter, die davor weiter die Augen verschließen, handeln verantwortungslos.