Ewigkeitskosten durch Braunkohletagebau

Gutachten

Es ist seit Jahrzehnten klar, dass der Steinkohlebergbau im Ruhrgebiet noch eine lange Zeit, wenn nicht sogar für immer Kosten verursachen wird. Im Rheinischen Revier ging man bisher davon aus, dass der Braunkohletagebau zwar Folgekosten zur Rekultivierung der Tagebaue nach sich ziehen wird, sogenannte Ewigkeitslasten wurden aber seitens des Unternehmens und anderer Akteure bestritten. Das jetzt vorliegende Gutachten von Dr. habil. Ralf E. Krupp beweist jedoch das Gegenteil: auch der Braunkohletagebau verursacht Kosten für die Ewigkeit.
Der Braunkohlebergbau im Rheinischen Revier konzentriert sich heute auf die Großtagebaue Inden, Hambach und Garzweiler II. Bereits jetzt werden, Grundwasserstockwerke leer gepumpt, in Hambach bis zu 450 Metern Tiefe. Während ältere Tagebaue in der Ville bereits weitgehend rekultiviert wurden und dort das Grundwasser wieder ansteigt, wird im Tagebau Garzweiler II weiterhin gesümpft. Im Schwalm Nette Gebiet wird  das Sümpfungswasser dafür verwendet, durch Versickerungsmaßnahmen die oberen Grundwasserkörper und die Fließgewässer anzureichern, damit das Naturschutzgebiet erhalten bleibt.

Sinkendes Grundwasser führt zu sinkendem Boden

Die Absenkung des Grundwassers, die betrieben wird damit die Braunkohle abgebaut werden kann, ist   weitläufig und nicht auf das Gebiet des jeweiligen Tagebaus beschränkt. In großen Bereichen um die Tagebaue führt das Sümpfen des Grundwassers zu Setzungen in Lockergesteinen und dadurch zu einem Absinken des Bodens. Aufgrund verschiedener Bodenstrukturen senkt sich der Boden unterschiedlich stark. Dementsprechend entstehen Schiefstellungen, Erdstufen und Erdspalten.
Das heutige, durch Messungen nachgewiesene, Senkungsmaximum von circa 4, 60 Metern in Elsdorf ist nur eine Momentaufnahme. Bis zum Ende der Sümpfungsmaßnahmen wird es vermutlich bei circa 7 Metern liegen und sich in Richtung Heppendorf verlagern.

Tagebaue verschwinden – Kosten bleiben

Es ist geplant, dass an den momentanen Standorten der drei aktiven Tagebaue Restlöcher verbleiben, die mit Wasser aus Rhein und Rur geflutet werden. Gegen Ende des 21. Jahrhunderts sollen sich die gewünschten Seeoberflächen einstellen, erst Mitte des kommenden Jahrhunderts werden die geplanten stationären Grundwasserstände erreicht. Mögliche Bergschäden und Ewigkeitskosten nach Wiederanstieg des Grundwassers wurden bislang wenig beachtet.
Innerhalb der Tagebaue kann es während der Flutung zu Verschiebungen in Tagebauböschungen und Tagebausohle kommen. Außerhalb der Tagebaue bewirkt der Wiederanstieg des Grundwassers Hebungen der Oberfläche. Die Hebungen durch den Grundwasserwiederanstieg  werden das Oberflächenniveau von vor der Bergbauzeit nicht überall erreichen. Das Gefälle der Erft hinter Bedburg nimmt erheblich ab. Dies bedeutet einen verlangsamten Abfluss des Wassers in den Rhein. Was passiert bei einem Starkregen? Stehen weite Landstriche unter Wasser? Auch mittlerweile bebaute Gebiete könnten aufgrund der stark abgesenkten Oberfläche dauerhaft nach Sümpfung verlangen. Die Kommunen müssen künftig bei der Erschließung von neuen Flächen zur Bebauung verstärkt darauf achten, auch die Nachbergbauzeit zu berücksichtigen, damit die Keller neuer Häuser in Zukunft nicht volllaufen.
Es ist nicht auszuschließen, dass auch wasserwirtschaftliche Engpässe entstehen. Die chemische Beschaffenheit des zukünftigen Grundwassers wird aufgrund der sümpfungsbedingten induzierten Pyrit-Oxidation nur stark eingeschränkt als Trink- oder Brauchwasser nutzbar sein. Wer zahlt die Kosten für die Wiederaufbereitung – der Gebührenzahler von übermorgen?
Mit der Planung der Nachbergbauzeit im Rheinischen Reviers muss endlich begonnen werden, damit die Zukunft der nachfolgenden Generationen gesichert ist und diese nicht noch mehr Folgekosten der Bergbauära tragen müssen.