Mehr Partizipation von Frauen in Kunst und Kultur

Dr. Ruth Seidl fordert


Der Zeitpunkt für die Veröffentlichung der Ergebnisse trifft zusammen mit dem Beschluss des Bundestages in der vergangenen Woche, eine Frauenquote in Aufsichtsräten der wichtigsten Unternehmen einzuführen. Dies hat die gesellschaftspolitische Debatte über die Frage der Teilhabe von Frauen weiter angefacht, die sich natürlich auch in der Wissenschaft und im Kulturbereich stellen lässt.
Weibliche Medienschaffende in der Initiative „Pro Quote“ fordern eine verbindliche Frauenquote von 30 Prozent auf allen Führungsebenen bis 2017 – in allen Print- und Onlinemedien, TV und Radio. Und auch ein Zusammenschluss von Regisseurinnen setzt sich „Pro Quote Regie“ ein, da sie auch hier nach wie vor Benachteiligungserfahrungen gemacht haben.
Die Studie zeigt zwar einen wachsenden Frauenanteil im Bereich der Preise und Stipendien für den künstlerischen Nachwuchs, in den Leitungsebenen von Kunst- und Musikhochschulen (12 Prozent Frauen) und bei den künstlerischen Leitungen der vom Land geförderten Kultureinrichtungen sind sie Zahlen jedoch nach wie vor sehr niedrig. Wird bei den Museumsleitungen immerhin noch ein Frauenanteil von 42 Prozent erreicht, ist die Situation aber beim Anteil der Intendantinnen an kommunalen Theatern und bei den Philharmonien äußerst defizitär und tendiert gegen Null.
Obwohl Frauen bei den BerufsanfängerInnen in der Mehrheit sind, gelingt es ihnen auf Dauer deutlich seltener, einer künstlerischen Tätigkeit nachzugehen, die wirtschaftlich erfolgreich ist. Es zeigt sich, dass in vielen Einrichtungen Personalentwicklung keine relevante Rolle spielt.
In den Handlungsempfehlungen der Studie spielt die Notwendigkeit einer spezifischen Förderung von weiblichen Netzwerkstrukturen eine große Rolle. Hier gilt es, Netzwerke von Frauen in Führungspositionen bzw. für Führungsnachwuchs zu fördern, spartenübergreifend mit regelmäßigen Treffen und Veranstaltungen zu aktuellen Trends.
Darüber hinaus wollen wir gemeinsam mit den verschiedenen Akteurinnen aus Kunst und Kultur ausloten, ob eine Quote im Rundfunkstaatsvertrag und im Filmfördergesetz ein sinnvolles Instrument ist, um die Situation zu verbessern. Auch an dieser Stelle wäre wiederum die Politik gefragt.