Protokoll der Dügida Demonstration am 9. Februar 2015

Stefan Engstfeld berichtet in unserem Blog

18 Uhr: Vorspiel am Düsseldorfer Hauptbahnhof

Am Düsseldorfer Hauptbahnhof ist die Lage ruhig, im Bahnhof selbst viel Polizei. Ankommende DemonstrantInnen, die zur Versammlung von Dügida wollen, werden direkt auf dem Bahnsteig abgefangen und am Hauptausgang links zu einem Kontrollpunkt der Polizei rausgeführt und dort durchsucht. Später gibt es Beschwerden der Dügida Organisatoren gegen dieses strikte Vorgehen der Polizei. Dieses ist aber nötig, weil vergangene Dügida-Demos gezeigt haben, dass viele der Dügida-DemonstrantInnen Waffen (wie z.B. Teleskopschlagstöcke und so genannte Quarzhandschuhe) bei sich tragen.
BahnkundInnen und GegendemonstrantInnen werden am Haupteingang in die andere Richtung gelenkt. Der Haupteingang ist mit Polizeifahrzeugen und Mannschaften abgesperrt, so dass niemand geradeaus auf den Bahnhofsvorplatz laufen kann. Der Bus- und Straßenbahnverkehr auf dem Bahnhofsvorplatz ist eingestellt, nur ein Notdienst fährt ab Worringer Platz. Es gibt aber keine Wegweiser dorthin, so dass manche Reisende aus Versehen in die Kontrollstelle der Polizei für die Dügida-DemonstrantInnenen geraten oder sich am Bahnhofsvorplatz in einer der Gegendemonstrationen wiederfinden und aufgrund der Absperrungen nicht weiterkommen. Das ist verbesserungswürdig.
An der Seite des Bahnhofsvorplatzes sammeln sich erste GegendemonstrantInnen. Rund 100 sind um 18 Uhr schon da. Gegenüber dem Haupteingang trudeln 15 bis 20 Dügida -DemonstrantInnen ein. Beide Seiten werden durch weiträumige Absperrungen der Polizei getrennt. Weitere 250 des Bündnisses "Düsseldorf stellt sich quer" stehen am DGB-Haus vor einer LKW Bühne mit lauter Musik.

19:15 Die Demo beginnt

Dügida startet verspätet, weil die Organisatorin im Stau stand. Rund 60 Personen lauschen ihrer Rede, zuerst werden Versammlungsauflagen erklärt. Unter den 60 Personen sind viele klar als „HoGeSa“-Hooligans und offen Rechteextreme zu erkennen. Andere sind RentnerInnen mit Deutschlandfahnen, die irgendwo im Zeitraum 1933-45 stehengeblieben sind und denen offensichtlich nicht mehr zu helfen ist. Düsseldorfer BürgerInnen? Fehlanzeige! Schnell wird klar: Da steht ganz sicher nicht das Volk. Im Gegenteil: Das Volk steht kopfschüttelnd am Rand und schaut sich diese wirre Truppe an. Oder macht sich lautstark bemerkbar: "Haut ab! Haut ab!" rufen die mittlerweile rund 200 GegendemonstrantInnen, die in Sichtweite 100 Meter weiter stehen. Von den mittlerweile 500 GegendemonstrantInnen vor dem DGB-Haus hört man "Nazis raus!"-Rufe. Einige Dügida-DemonstrantInnen brüllen: "Wer Deutschland nicht liebt, der soll Deutschland verlassen". Gellendes Pfeifkonzert als Antwort.
Auf der Demonstration des Bündnisses "Düsseldorf stellt sich quer" ist die Stimmung entspannt. Durchsagen vom Lautsprecherwagen, wann mit dem Demozug der anderen Seite zu rechnen und wie die Lage ist. Appelle für ein weltoffenes Düsseldorf. GRÜNE sind bei der Kundgebung mit dabei und verteilen unter den DemonstrantInnen ihr "PEGIDATOX akut" – das bewährte Präparat zur Behandlung chronischer Fremdenfeindlichkeit und unerklärter Angst vor gesellschaftlicher Vielfalt. "PEGIDATOX akut" sorgt für die schnelle Wiederherstellung rheinischer Toleranz und Offenheit. Die witzige Aktion kommt gut an und wird von der LKW-Bühne aus gewürdigt. Viele VertreterInnen von anderen Parteien, Vereinen und Gewerkschaften sind zu treffen. Es wird kalt, andauernder Nieselregen.

20:45: Zug durch die Innenstadt

Der Demonstrationsweg von Dügida ist weiträumig abgesperrt. Die Auftaktkundgebung kommt nach unsäglichen Reden zum Ende. HoGeSa-Hooligans bedrohen JournalistInnen: "Wenn wir dich mal im Stadion sehen, bist Du dran!". Auch die Äußerungen der Organisatorin sind klar: "Mir ist es egal ob ihr von der NPD oder dem Nationalen Wiederstand Dortmund kommt." Die Kräfteverhältnisse sind eindeutig: 60 Rechtsextreme, über 500 Gegendemonstranten, rund 1000 PolizistInnen.
Der "Abendspaziergang" beginnt. Düsseldorf stellt sich wirklich quer. An jeder möglichen Stelle sind GegendemonstrantInnen. Man hört "Nazis raus! Nazis raus!" von allen Seiten. Dügida kommt nur mit Polizeischutz weiter.

Während des "Spaziergangs" wird Pro NRW-Mitglied Christopher von Mengersen wegen Zeigen verfassungsfeindlicher Symbole festgenommen, ein weiterer wegen Hitlergruß. Vor dem Haus von Rechtsanwältin Celebi wird diese dazu aufgefordert vom Balkon zu springen. Einfach widerlich.
Auch am Wendepunkt am Graf-Adolf-Platz/Ecke Königsallee lautstarker Gegenwind. Hunderte GegendemonstrantInnen sind auf der Kö unterwegs und machen sich bemerkbar. Die Polizei trennt beide Seiten konsequent. Leidtragende sind die AnwohnerInnen und Geschäftsleute, unter denen sich Unmut breit macht. Gegen 20:45 Uhr Ankunft zur Abschlusskundgebung der verbliebenen Dügida-DemonstrantInnen am Hauptbahnhof. Dann ist das Theater endlich vorbei.