Effektiver Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung – auch in NRW

Josefine Paul appelliert in unserem Blog:

Portrait Josefine Paul

Weltweit werden Frauen und Mädchen Opfer von Genialverstümmelung. Traditionellerweise wird Genitalverstümmelung in 28 afrikanischen Ländern, der arabischen Halbinsel und einigen Ländern Asiens durchgeführt.
Als weibliche Genitalbeschneidung werden alle Verfahren bezeichnet, bei denen die Genitalien von Mädchen und Frauen verletzt, teilweise oder vollständig entfernt werden. Hierbei werden die Klitoris, die kleinen und/oder großen Schamlippen weggeschnitten/eingestochen/durchbohrt/ausgeschabt/ausgebrannt oder weggeätzt. Häufig werden die verstümmelten Schamlippen dann zusammengenäht oder zusammengeheftet, so dass nur eine sehr kleine Öffnung bleibt. Die ganze Prozedur wird ohne Betäubung durchgeführt.
Die meisten Mädchen sind zwischen 4 und 14 Jahren alt, wenn sie beschnitten werden. Tendenziell erfolgt der Eingriff aber zunehmend früher.
Eine Gefahr für Leib, Leben und Seele
Die Beschneidung ist für die Mädchen und Frauen ein lebenslanges körperliches und seelisches Trauma. Der Eingriff ist nie wieder vollständig rückgängig zu machen. Nicht selten sterben Frauen und Mädchen während der Beschneidung oder an ihren Folgen.
Aber auch die Frauen und Mädchen, die den Eingriff überleben leiden lebenslang an den Folgen: Aufgrund der sehr kleinen Öffnung brauchen sie oft bis zu zwanzig Minuten beim Wasser lassen. Es kommt zu Harnsteinbildung und Schmerzen. Schwangere, schon beschnittene Frauen, müssen vor der Geburt aufgeschnitten und danach wieder zugenäht werden.
Mädchen und Frauen werden aufgrund von Tradition, Religion, medizinischen Mythen und ökonomischen Gründen (z.B. höheres Brautgeld) beschnitten. Der Bruch mit dieser Praxis kann als Affront mit der (Groß-)Familie und Gemeinschaft verstanden werden. Meist wird der Eingriff von einer Beschneiderin durchgeführt. Diese arbeitet oft unter unhygienischen Bedingungen: Als Werkzeuge dienen Dosendeckel, stumpfe Messer, Rasierklingen oder Ähnliches. Durch mehrmaligen Gebrauch steigt das Risiko für die Übertragung von vielen, zum Teil lebensgefährlichen Krankheiten.
NRW ist aktiv im Kampf gegen die Genitalverstümmelung
Dafür wurde im Jahr 2007 der Runde Tisch NRW gegen die Beschneidung von Mädchen gegründet. Ziel ist es, potenzielle Opfer von Genitalverstümmelung sowie bereits beschnittene Mädchen und Frauen zu unterstützen und zu schützen. Insbesondere ist es im Bereich der Prävention wichtig, pädagogisches und medizinisches Fachpersonal sowie Schülerinnen und Schüler über weibliche Genitalverstümmelung zu informieren. Weibliche Genitalverstümmelung ist ein weltweites Problem, das nicht vom Geburts- oder Wohnort, sondern von kulturellen und traditionellen Hintergrund abhängt. Weibliche Genitalverstümmelung wird auch in Deutschland und damit auch in NRW praktiziert. Weitaus häufiger werden junge Mädchen allerdings auf Urlaubsreisen in ihren familiären Herkunftsländern Opfer von Genitalverstümmelung. Aus diesem Grund ist die Arbeit von Organisationen wie „stop mutilation e.V.“ so wertvoll.
Beschnittene Frauen haben hier außerdem die Möglichkeit, eine psychologische Betreuung zu bekommen, um das Erlebte zu verarbeiten. Auch eine Rekonstruktion der Vagina ist in einem gewissen Umfang möglich.
Die GRÜNEN im Landtag NRW fordern: „Traditionen“ wie diese müssen ein Ende haben. Es ist ein massiver Verstoß gegen die Menschenrechte im Hinblick auf die körperliche Unversehrtheit der Frauen.
Weitere Informationen gibt es auch hier.