Gegen das Vergessen und für eine freie Gesellschaft ohne Rassismus und Antisemitismus

Zum 70. Holocaust-Gedenktag

Gerade für uns Deutsche ist es eine Verpflichtung, die Erinnerung an die Gräuel der NS-Zeit wachzuhalten. Der Anspruch, dass Auschwitz sich niemals wiederholen darf, ist ein Fundament unserer Demokratie.
Immer weniger Überlebende der historischen Verbrechen können den nachfolgenden Generationen aus eigenem Erleben berichten. Deshalb benötigen wir eine zeitgemäße Gedenkkultur und großes zivilgesellschaftliches Engagement gegen alle Formen des Rassismus, Antisemitismus und des menschenfeindlichen Ressentiments.  Empathie für die Opfer von Auschwitz ist Kompass in einer Welt, in der Menschenrechte vielerorts immer noch mit Füßen getreten werden.
Die Uno warnte am 22. Januar in einer historischen Sondersitzung vor dem erstarkenden Judenhass – auch in Europa. Es ist erfreulich, dass die Zahl antisemitischer Straftaten in NRW von 104 im ersten Halbjahr 2013 auf 84 im ersten Halbjahr 2014 gesunken ist (Antwort des NRW-Innenministeriums auf eine Anfrage der GRÜNEN Fraktion). Doch antisemitische Vorfälle im Sommer letzten Jahres zeigen, dass für Entwarnung kein Anlass besteht. Die überwiegende Anzahl der antisemitischen Straftaten wird von Täterinnen und Tätern mit rechtsextremistischem und neonazistischem Hintergrund begangen.
Aber auch über die verzeichneten Straftaten hinaus gibt es täglich Rassismus, Antisemitismus und menschenfeindliche Ressentiments – zum Beispiel in Form der wieder salonfähig gewordenen Diskriminierung von Minderheiten. Eine offene und demokratische Gesellschaft darf keine falsche Toleranz gegen Intoleranz üben. Deshalb ist es ein positives Zeichen, wenn zehntausende Bürgerinnen und Bürgern aufstehen und die Straßen und Plätze nicht freigeben für ein dumpfes völkisches Ressentiment gegenüber Flüchtlingen und eine Islamophobie, die einen Kampf der Kulturen und Religionen schürt. Rassismus, Antisemitismus und menschenfeindliche Diskriminierungen sind nicht nur Sache der unmittelbar betroffenen Individuen und Gruppen. Sie gehen uns alle an und bedrohen unsere freie Gesellschaft.