Diskriminierung auf dem Ausbildungsmarkt entgegensteuern

Blog – Ali Baṣ:

als auch den Bedarf an Fachkräften in der Wirtschaft decken. In der Studie „Diskriminierung am Ausbildungsmarkt“ des „Sachverständigenrat deutscher Stiftungen“ vom März 2014 wurde jedoch erstmals in einer größer angelegten Untersuchung festgestellt, dass die Chancen auf einen Ausbildungsplatz zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund sehr unterschiedlich sind.
In der Studie wurden für zwei Ausbildungsberufe (Kfz-MechatronikerIn bzw. Bürokauffrau/-mann) jeweils zwei Bewerbungen von gleich gut qualifizierten männlichen Zehntklässlern mit jeweils türkischem bzw. deutschem Namen an 1794 Ausbildungsbetriebe verschickt. Bewerbungen von jungen Frauen hat die Untersuchung leider nicht einbezogen. Die Antworten der reagierenden 1177 Betriebe waren teilweise frappierend.
So benötigte ein Bewerber mit deutschem Namen im Durchschnitt vier Bewerbungen, um zu einem Vorstellungsgespräch für die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker eingeladen zu werden, während sein Pendant mit türkischem Namen sieben Bewerbungen brauchte.  Für ein Vorstellungsgespräch als Bürokaufmann waren bei den Bewerbern sechs bzw. sieben Bewerbungen fällig. Mit 41,7 Prozent zu 37 Prozent erhielten Bewerber mit türkischen Namen auch mehr Absagen.  Ein weiteres Ergebnis bestand darin, dass kleinere Betriebe türkischstämmige Bewerber seltener zu Vorstellungsgesprächen einluden und ihnen häufiger Absagen schickten als große Betriebe.
Befragungen bei den Personalentscheidern zeigten, dass gegenüber bestimmten Bewerbergruppen Vorurteile herrschen. Zitate wie „Wir hatten mal vor drei Jahren einen „Ali“ als Azubi, der nur Schwierigkeiten gemacht hat (…) Nun möchte keiner mehr einen „Ali“ im Team haben. (…)“ zeugen nicht nur von plattem Rassismus, sie machen es jungen Menschen mit Migrationshintergrund auch schwerer, im Berufsleben Fuß zu fassen und ihr Recht auf Teilhabe in unserer Gesellschaft einzulösen. Darüber hinaus werden wertvolle Potenziale trotz des viel zitierten Fachkräftemangels nicht genutzt.  Das ist gerade für ein rohstoffarmes und exportorientiertes Land wie Deutschland ein Armutszeugnis, dem konsequent entgegengesteuert werden muss.
Die Studie des Sachverständigenrats gibt hierzu wertvolle Hinweise, die über die bereits vielfach diskutierten anonymisierten Bewerbungsverfahren hinausgehen. So wird empfohlen, das Modul „interkulturelle Kompetenz“ in der Fachqualifikation für AusbilderInnen zu stärken und MitarbeiterInnen mit Migrationsgeschichte in Personalentscheidungen einzubeziehen. Auch sollen Unternehmen Tipps erhalten, wie diskriminierende Auswahlmechanismen vermieden werden können. Darüber hinaus wird eine verstärkte Kooperation zwischen Schule und Betrieb gefordert. Ein „Agendasetting“ soll dieses Thema stärker auf die Tagesordnung in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft setzen. In NRW ist die Diskriminierung auf dem Ausbildungsmarkt schon länger ein Thema, das wir angehen, z.B. bei der Umsetzung des neuen Übergangs Schule/Beruf. Allerdings zeigen die von der Studie festgestellten Probleme auch, dass wir noch einige Hausaufgaben zu erledigen haben, um das Leitbild einer inklusiven Gesellschaft Realität werden zu lassen.