Zusammenhalt funktioniert über die große Mitte unserer Gesellschaft

Tag gegen antimuslimischen Rassismus 2014

Die Rede ist von Marwa El Sherbini, dem ersten nachweislich bekannten Opfer, das aufgrund von Hass auf ihre muslimische Religion mit dem Leben bezahlen musste. Marwa lebte erst seit kurzem in Deutschland, folgte dabei ihrem Mann Elwi aus Ägypten nach Deutschland, der wegen einer Promotion in Biologie eine Stelle an der Uni Dresden gefunden hatte.  

Marwa El Sherbini sollte als Zeugin in einem Prozess aussagen, der gegen einen Mann russlanddeutscher Herkunft stattfand. Dieser hatte zuvor Marwa und ihr Kind auf einem Spielplatz wegen ihrer sichtbaren Zugehörigkeit zum islamischen Glauben beleidigt. Das hatte sich die junge Ägypterin nicht gefallen gelassen und sich juristisch gewehrt, mit den tragischen Folgen.  

Es hat lange gedauert, bis die Öffentlichkeit erstmals von einem Mord aus antimuslimisch-rassistischen Motiven sprach. Die Sprachlosigkeit vieler politischer Entscheidungsträger schien damals sogar fast zu einer Staatskrise mit Ägypten zu führen. Irgendwie schien diese Bezeichnung für diese abscheuliche Tat zu ungewohnt zu sein.  

Dabei gibt es Taten mit antimuslimisch-rassistischem Hintergrund schon weitaus länger als bekannt. Neben tätlichen Angriffen auf Personen sind das auch Brandanschläge auf Moscheen oder Schändungen von muslimischen Gräbern.

Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 ist der antimuslimische Rassismus in der verbalen Form sehr salonfähig geworden und hat den Weg via Thilo Sarrazin, Geert Wilders, Marine Le Pen und Co. in unterschiedlichen Stärken die Mitte unserer Gesellschaft erreicht.  

Der Zusammenhalt unserer Gesellschaft geht aber nur über diese große Mitte, und darum müssen wir auch über diese Form des Rassismus offen reden. Auch Musliminnen und Muslime sind Teil dieser großen Mitte.  

Darum ist es richtig, dass das NRW-Innenministerium künftig auch Daten zu antimuslimisch-rassistischen Vorfällen erheben möchte. Auch sind die Fortschritte zur Gleichstellung des Islam wichtige Schritte auf dem Weg zur gesellschaftlichen Normalisierung.  

Letztlich sind es aber auch Initiativen wie der „Tag gegen antimuslimischen Rassismus“, die uns daran erinnern, wie präsent dieses Thema heutzutage ist und wie Menschen muslimischen Glaubens damit umgehen. Davor dürfen wir nicht die Augen verschließen.