Schäferinnen und Schäfer in NRW werden künftig besser unterstützt

Neue Perspektiven

Portrait Norwich Rüße

Zurzeit sind Schäferinnen und Schäfer in einer prekären Situation. „Über Fleisch, Milch und Wolle der Schafe kommen die Kosten der Haltung einfach nicht mehr rein“, sagten sie im Gespräch mit unserem landwirtschaftspolitischen Sprecher Norwich Rüße. Und das schlägt sich auch in Zahlen nieder. Seit 2005 ist der Schafbestand immer weiter geschrumpft. Dafür lassen sich unterschiedliche Gründe nennen. So wurden 2003 die Bestimmungen zum Erhalt der Agrarprämie geändert. Während vor 2003 die Prämie an die Anzahl bestimmter Tiere gekoppelt war, bekommen die Halter sie mittlerweile abhängig davon, wie viel Weideland sie besitzen. Häufig haben die Schäfer aber selbst kein Weideland, sondern pachten dies von anderen Landwirten, die dann doppelt kassieren – die Prämie und die Pacht. Inzwischen gibt es nur noch rund 150 Betriebe mit mehr als 200 Schafen in NRW.
Wir wollen nun dafür sorgen, dass sich das bald ändert. Schafhalterinnen und -haltern soll der Zugang zu landeseigenen Grünflächen erleichtert werden, und die Weidehaltung soll in Zukunft besser vom Land gefördert werden. Vor allem die Beweidung der Deiche soll unterstützt werden. Denn Schafe machen die Deiche standhafter. Wenn sie auf Deichen weiden, dann festigen sie durch ihre Tritte die Grasnarbe und drücken die Deiche durch ihr Gewicht zusammen. Im Fall eines Hochwassers ist der Deich also viel stabiler als er ohne die Unterstützung der Tiere wäre.
Zum Umweltschutz können Schafe ebenfalls viel beitragen. Hier ist vor allem die Pflege von Grünflächen erwähnenswert. Zum Beispiel fressen Schafe nicht alles, was auf den Wiesen zu finden ist, sondern wählen einige Pflanzen aus. So wird die Zusammensetzung der Gräser und Krautpflanzen insgesamt vielfältiger und einige Pflanzen, wie beispielsweise Wacholder oder Orchideen existieren überhaupt erst, weil die Schafe nur eine bestimmte Pflanzenauswahl fressen. Vorteilhaft ist ebenfalls das mehr Gräser und Kräuter erblühen und so auch das Nahrungsangebot für Insekten attraktiver wird. Die Schafe leisten also auch hier indirekt einen Beitrag zur Artenvielfalt.
In dem von uns initiierten Antrag fordern wir die Bundesregierung dazu auf, die Schafhaltung in der Agrarförderung stärker zu berücksichtigen und die Bestimmungen, die definieren, welche Flächen prämienberechtigt sind, an die Schafhaltung anzupassen. Außerdem soll in Zukunft die finanzielle Unterstützung für Schafhalter ausgebaut und die züchterische Arbeit der Schafhaltung besser anerkannt werden. „Die Zersiedelung stellt ein großes Problem für uns dar“, benennt ein niederrheinischer Schäfer einen weiteren Grund dafür, dass der Schafbestand innerhalb der letzten neun Jahre so drastisch geschrumpft ist. Dieser Trend soll nun umgekehrt werden.