Quartiere voranbringen, Beschäftigte unterstützen, Pflege reformieren

Internationaler Tag der Pflege 2014

Die Zahl der älteren und pflegebedürftigen Menschen wird in den kommenden Jahren und Jahrzehnten deutlich ansteigen. Dabei wird der Anteil der Menschen, die im Alter alleine und ohne Angehörige leben werden, weiter zunehmen. Der demografische Wandel – aber auch der Wunsch älterer und pflegebedürftiger Menschen nach Selbstbestimmung und Teilhabe auch bei eintretendem Pflege- und Unterstützungsbedarf –  stellt Staat und Gesellschaft vor die Herausforderung, den Menschen eine Versorgungssicherheit zu bieten, dort wo sie wohnen und leben. Denn die weit überwiegende Zahl aller Menschen möchte ihr Leben bis ins hohe Alter in der vertrauten Umgebung oder im Wohnquartier verbringen.

Selbstständigkeit und Selbstbestimmung haben mittlerweile in unserer Gesellschaft einen hohen Wert. Die Lebenszufriedenheit älterer Menschen hängt in großem Maße davon ab, wie selbstbestimmt sie ihr Leben empfinden. "Wohnen, Leben, Assistenz und Pflege sichern" im normalen Wohnumfeld stellt mittlerweile eine zentrale Leitorientierung dar. Hierzu gehört der Wunsch nach Überschaubarkeit, der Möglichkeit zur Gestaltung einer eigenen Häuslichkeit und häufig auch nach einem Zusammenleben mit anderen Generationen.

Nicht zuletzt die unterschiedlichen Erfahrungen, Lebensstile, kulturelle Vielfalt und sexuelle Orientierung älterer Menschen und Menschen mit Unterstützungsbedarf erfordern differenzierte und auf die verschiedenen Bedarfslagen und Lebensstile ausgerichtete Wohn-, Pflege- und Unterstützungsarrangements. Die Zahl der Menschen mit Migrationsgeschichte nimmt stetig zu, sie prägen die vielfältigen Lebensentwürfe mit.  

Neuausrichtung der Wohn- und Pflegeinfrastruktur notwendig
Weg von traditionellen Groß- und Sondereinrichtungen hin zu Wohn- und Pflegeformen, die den Bewohnerinnen und Bewohnern ein selbstbestimmtes Wohnen und Leben ermöglichen, ohne auf eine umfassende Pflege und Betreuung verzichten zu müssen. Die Angebote sind dabei vielfältig: Wohnen mit Versorgungssicherheit in der eigenen Wohnung, Mehrgenerationenwohnen oder Hausgemeinschaften, Pflege- und Wohngruppen, Wohngemeinschaften, die auch „rund-um-die-Uhr“ eine Pflege und Unterstützung bieten sind hierbei gefragt. Hierfür ist eine Neuausrichtung der Wohn- und Pflegeinfrastruktur notwendig.  

Quartierskonzepte voranbringen
Wir GRÜNE setzen den traditionellen Versorgungsstrukturen mit den Quartierskonzepten eine grundlegende Alternative gegenüber. Ein wesentliches Anliegen ist es dabei ein selbstbestimmtes Wohnen und Leben sowie eine gesicherte Pflege und Unterstützung im Quartier als selbst gewähltem Lebensmittelpunkt zu ermöglicht.

Für einen Verbleib im Quartier ist es wichtig, dass auch Geschäfte für den alltäglichen Einkauf, haushaltsnahe Dienstleistungen oder die Gesundheitsversorgung und soziale Angebote in der Nähe oder zumindest erreichbar sind. Auch die Zusammenarbeit von gemeinnützigen und öffentlichen Trägern sozialer Arbeit, Initiativen in den Stadtteilen, Akteurinnen und Akteuren des Gesundheitswesens und der Wohnungswirtschaft ist dafür erforderlich.  

Unser Ziel ist es, möglichst viele Heimträger dafür zu gewinnen, ihre bestehenden Heime perspektivisch neu zu gestalten, zum Quartier hin zu öffnen und möglichst auch in überschaubaren Hausgemeinschaften umzuwandeln.  

Beschäftigte in der Pflege unterstützen
Die vielen Beschäftigten in der Pflege leisten eine hervorragende und engagierte Arbeit. Um den Pflegekräften die Anerkennung entgegenzubringen, die sie verdienen, und einem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, setzen wir uns für eine bessere Anerkennung, Bezahlung und Arbeitsbedingungen ein. In NRW haben wir dafür gesorgt, dass die Ausbildungsplätze seit 2010 um über 60 Prozent auf rund 16.300 erhöht werden konnten.  

Verbesserungen braucht es auch bei der Finanzierung der Pflege. Der erweiterte Pflegebedürftigkeitsbegriff muss endlich umgesetzt werden. Eine dauerhafte Dynamisierungsregelung für die Leistungen ist unabdingbar, um der schleichenden Entwertung der Leistungsbeträge entgegenzutreten. Hierzu brauchen wir endlich eine konsequente Pflegereform auf Bundesebene.