Seit Beginn des Jahres bin ich mehrfach auf den Zustand der Europäischen Union angesprochen worden. Wie geht es ihr? Und wie wird es in Zukunft mit ihr weitergehen? Als Antwort habe ich meist auf die vielen ungelösten Herausforderungen verwiesen, vor denen die EU steht: Eine ungelöste Staatsschuldenkrise, die uns jederzeit wieder einholen kann. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit, die vor allem in Südeuropa Gesellschaften zu zerreißen droht. Der in Europa und mit den Flüchtenden unsolidarische Umgang mit den vielen Menschen, die bei uns Schutz vor Krieg, Hunger und Vertreibung suchen.
Zweifelsohne hat die EU also bereits bessere Tage erlebt. Dazu kommen erstarkende nationale Egoismen, die notwendige europäischen Lösungen für globale Probleme verhindern.
Den traurigen Höhepunkt dieses Rückzugs ins Nationale haben wir beim Brexit-Referendum in Großbritannien erlebt. Angestachelt von falschen Versprechungen in einem polemisch geführten Wahlkampf sprach sich eine knappe Mehrheit der britischen Bevölkerung gegen den Verbleib in der Union aus. Die Volksabstimmung war zweifelsohne eine der bittersten Stunden für die europäische Idee.
Trotz all dieser Herausforderungen, vor denen wir gemeinsam stehen, war und wird mir beim Blick auf die Zukunft der EU nicht bange. Tausende junger Brit*innen haben leidenschaftlich Wahlkampf für den Verbleib ihres Landes in der EU geführt und sind nach der knappen Niederlage auf die Straßen gegangen, um ihre Verbundenheit zu Europa zu zeigen. Die Jugend hat zum größten Teil pro-europäisch gewählt und sie kann sich begeistern für den Austausch mit anderen Kulturen und Nationalitäten. Die Idee eines gemeinsamen und friedlichen Europas ist zweifelsohne in Gefahr. Aber sie lebt. Nur müssen wir sie stetig weiterentwickeln. Wir brauchen nun den Mut, notwendige Reformen anzugehen und die Bürger*innen wieder von der europäischen Idee zu begeistern.
Wir dürfen uns nicht davor scheuen, die großen Errungenschaften der letzten 70 Jahre der europäischen Einigung zu feiern: andauernder und stabiler Frieden, offene Grenzen und Reisefreiheit für alle Bürger*innen, weltweit herausragende Standards im Umwelt- und Verbraucherschutz.
Durch den Austausch mit den Bürger*innen wollen wir Ideen und Wünsche zur Verbesserung der EU sammeln, um dann notwendige Reformen anzugehen und Vertrauen in die EU zurückzugewinnen. Nur gemeinsam mit den Bürger*innen können wir die Union demokratischer, gerechter und ökologischer gestalten.
Ich werde gemeinsamen mit meinem Kollegen aus dem Europäischen Parlament, Sven Giegold, am Samstag ab 10:00 Uhr auf der Shadowstraße in Düsseldorf das Gespräch mit den Bürger*innen suchen, genau wie viele andere GRÜNE in NRW auch.
Denn unsere Zukunft ist europäisch.