Die Milch darf nicht verramscht werden

Fraktion vor Ort bei Milchbäuerinnen und Milchbauern

Nachdem die Europäische Union vor gut einem Jahr die Milchquote abgeschafft hat, gibt es auf dem Milchmarkt ein Überangebot. Der Preis fällt ins Bodenlose. Zuletzt zahlten Molkereien nur noch etwa 20 Cent pro Liter, einige gar nur 15 Cent – und das bei Erzeugungspreisen von rund 40 Cent. Für etliche Betriebe lohnt sich die Milchwirtschaft nicht mehr, viele von ihnen geben auf.
Andere versuchen, mit Wachstum den fallenden Preis auszugleichen. Der Trend geht seit Jahren in Richtung konzentrierte Massentierhaltung.
Die aktuelle Preisentwicklung verschärft diese Entwicklung auf Kosten einer artgerechten Tierhaltung weiter. Eine Alternative ist die bäuerliche, natur- und tiergerechte Landwirtschaft. Bäuerliche Familienbetriebe mit Milchwirtschaft brauchen eine Zukunft und Perspektiven jenseits des „Wachsen oder Weichens“.  
Es daher schon lange klar: Die Menge der produzierten Milch muss reduziert werden, damit sich der Milchmarkt stabilisiert. Dazu müssen auch die Molkereien ihren Beitrag leisten. Beispielsweise könnte der freiwillige Produktionsverzicht finanziell gefördert werden.
Langfristig muss es aber auch darum gehen, eine bessere Wertschöpfung zu erzielen. Anstatt immer mehr immer billiger zu produzieren, muss die Landwirtschaft auf Qualitätsprodukte wie zum Beispiel Bio- oder Weidemilch setzen. Bio-Milcherzeuger*innen sind von der aktuellen Preiskrise nicht betroffen. Auch der Aufbau von Kleinmolkereien für die direkte und regionale Vermarktung kann eine Gegenmaßnahme sein.

Ali Bas MdL besuchte den Hof Schwakenberg in Warendorf. Neben Hofinhaber Tobias Schwakenberg sprach er auch mit den benachbarten Milchbauern Bernhard Große-Frie und Walter Twehues. Ali Bas MdL:
"Es ist wichtig, dass wir zu den Milchbäuerinnen und Milchbauern gefahren sind, um mit ihnen über die derzeitigen Schwierigkeiten sprechen. Ihre Lösungsvorschläge wie eine zeitweise Reduzierung der Milchfördermenge um fünf bis zehn Prozent und ein Milchmarkt-Krisenmanagement sollten wir uns anschauen."

Birgit Beisheim MdL besuchte den Milchbauern Rütger Holsteg und seiner Tochter in Hamminkeln-Loikum:
"Der technische Fortschritt und die Digitalisierung haben auch in die Viehhaltung längst Einzug erhalten. Investitionen, wie zum Beispiel die in moderne Melktechniken, brauchen jedoch verlässliche Rahmenbedingungen. Die teils überregulierte Landwirtschaft und die Freigabe der Milchmengen passen nicht zusammen. Aktuell bekommt Bauer Holsteg 18 Cent pro Liter Milch, kostendeckend wären aber 35 bis 40 Cent pro Liter."

Mario Krüger MdL tauschte sich mit den Milchbauern Peter Engels, Christian Strecke und Michael Alterauge aus. Michael Alterauge ist außerdem NRW-Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Milchviehhalter e.V.. Mario Krüger MdL:
„Wir brauchen regionale Vermarktungsketten, damit die Menschen die Möglichkeit bekommen Milch aus ihrer Region einzukaufen.“

Stefan Engstfeld MdL:
„Seit Beginn des Jahres 2014 hat sich der Weltmarktpreis für Milchprodukte nahezu halbiert. Heute habe ich mit einem Milchbauern in Flerzheim gesprochen, der seit einigen Monaten nur noch Verluste einfährt und nicht mehr ewig so durchhalten kann. Anders dagegen sieht es auf dem Schlebacher Hof aus, einem Bioland Hof. Im Gegensatz zum konventionellen Milchmarkt bleibt der Markt für Biomilch von Preisschwankungen derzeit weitgehend verschont. Milchviehbetriebe, die Milch nach ökologischen Richtlinien erzeugen, konnten im Jahr 2014 ein sattes Plus verzeichnen und diese Milchart erreichte ein neues Rekordniveau. Die Umstellung auf Bio kann in der momentanen Krise die Gesamtproblematik nicht alleine lösen. Sie ist jedoch ein Beispiel dafür, dass das Schielen auf den Weltmarkt mit sehr großen Risiken behaftet ist und eine Produktion hochwertiger Milcherzeugnisse für heimisch Märkte langfristig die bessere Alternative darstellt.“
 
Dr. Ruth Seidl MdL war zu Besuch auf dem Dingbuchenhof der Familie Peters in Erkelenz-Lövenich:
„Die Gespräche mit verschiedenen Landwirten beim Besuch auf dem Dingbuchenhof in Erkelenz-Lövenich haben noch einmal sehr deutlich gemacht, wie dramatisch die Lage auf dem Milchmarkt derzeit ist und wie sehr sich die wirtschaftliche Lage der Milchbäuerinnen und Milchbauern zuspitzt. Wir Grüne setzen uns dafür ein, dass die Milcherzeugung kurzfristig spürbar reduziert wird, um den Milchmarkt wieder zu stabilisieren. Davon profitieren perspektivisch auch die kleinen Betriebe, indem sie wieder faire Preise für ihre Milch erhalten. Uns ist es wichtig, dass die Höfe erhalten bleiben und eine bäuerliche, natur- und tiergerechte Landwirtschaft unter guten Bedingungen betrieben werden kann.“

Andrea Asch hat den Hof der Familie Landwehr in Bergisch Gladbach besucht:
"Es darf keine Dumpingpreise für die Milch geben. Ein fairer Milchpreis sichert die Existenz der Bauernhöfe und bedeutet auch eine Wertschätzung des Lebensmittels Milch."

Dagmar Hanses, Herbert Goldmann, Norwich Rüße und Friedrich Ostendorff besuchten den Milchviehbetrieb Schulte in Ense. Im Anschluss dazu sagte Dagmar Hanses: "Die Ignoranz und Gleichgültigkeit von Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt ist unerträglich! Uns GRÜNEN ist die Lage der Milchbetriebe ein besonderes Anliegen."

Wibke Brems hat Landwirtin Stefanie Strotdrees und ihren Bioland-Betrieb Strotdrees in Harsewinkel besucht:
"Wir waren uns einig: Der immer mehr beschleunigte Strukturwandel in der Landwirtschaft sorgt für drastische Umbrüche mit Folgen für Betriebe, Tiere und die Natur. Frau Strotdrees berichtete außerdem von der Konzentration der Molkereien und der geringen Wertschätzung der Lebensmittel, die auch vor Bio-Produkten nicht Halt mache."

Arndt Klocke: "Ich habe den ‪Milchviehhof von Lambert Stöckert in Rösrath/Rhein-Sieg Kreis besucht. Viele Milchbauern mit Familienbetrieben sind akut in ihrer Existenz bedroht, da die ‪‎Milchpreise immer weiter sinken (1Liter-Packung im Penny derzeit bei 45 Cent) und die Agrarindustrie immer größere Mengen produziert. Allein im letzten Jahr haben in ‪‎NRW 230 Höfe vor Ort aufgegeben. Bauernverband und CDU/CSU befördern das Höfesterben mit ihrem auf Großbetriebe ausgerichteten Kurs. Wir ‪‎Grüne setzten dem bewusst einen Kurs entgegen, der den Milchbauern faire Preise ermöglicht und die bäuerliche ‪‎Landwirtschaft unterstützt."

Gudrun Zentis hat den Bio-Landwirtschaftsbetrieb Margaretenhof der Familie Gentz in Kall-Keldenich und anschließend den Hof des Landwirts Christoph Gerden, Kreisvorstandsmitglied des Bundes Deutscher Milchviehhalter (BDM) im Kreis Euskirchen, besucht:
„Man spürt, dass Familie Gentz ihre Arbeit liebt und auch mit ihrer Situation zufrieden ist. So wie Familie Gentz ihren Hof betreibt stellen wir uns als GRÜNE eine auf Zukunftschancen ausgerichtete Landwirtschaft vor. Ein weiterer Biolandwirt aus Kall war mit seinem Sohn und Nachfolger auf den Hof Gentz gekommen und berichtete über seine Erfahrungen und Umstellungen auf die Biolandwirtschaft. Anschließend habe ich den Familienbetrieb von Christoph Gerden besichtigt. Er hat beim Wegfall der Milchquotenregelung wie wir GRÜNEN bereits darauf hingewiesen, dass dies zum Preisverfall der Milch und somit zur „Milchkrise“ führen wird. Der Seniorchef berichtete, so schwierig wie bisher seien die Zeiten noch nie gewesen und die Zukunft sei so ungewiss. Ich habe eine Großfamilie kennen gelernt, die eine Lösung sucht, weiter existenzwahrend Landwirtschaft zu betreiben. Etwa 40 Prozent aller 120 Michviehbetriebe im Kreis Euskirchen seien extrem in ihrer Existenz gefährdet. Eine Konzentration in wenigen Betrieben ist in unserer Regionen nicht regionaltypisch, ist nicht im Sinne der Bauern und Bäuerinnen in NRW, nicht im Sinne der Umwelt und nicht im Sinne des Tierwohls.“

Sigrid Beer und Monika Düker waren bei Karl Heinz Dohmann in Höxter zu Gast: "Wir wollen keine Tierindustrie, sondern die bäuerliche Milchproduktion, am besten in Bioqualität und vor Ort. Für die Milchbäuerinnen und Milchbauern geht es ums Ganze: In Europa und im Bund müssen die Milchmengen gesenkt werden – mit einem finanziellen Ausgleich. Wir müssen weg von den ruinösen Dumpingpreisen für Milch und andere Lebensmittel."