Wir können alle Anwältinnen und Anwälte der Tiere sein

Welttierschutztag 2013

Beim internationalen Tierschutzkongress in Florenz 1932 wurde der 4. Oktober – der Todestag des Franziskus von Assisi – als Welttierschutztag ausgerufen. Geschichte und Werke des Heiligen Franziskus wurden mit der Namensgebung des neuen Papstes wieder einer breiteren Öffentlichkeit präsent. Seine Nachahmung des »armen Christus« und die Predigt von Freiheit durch Verzicht gilt auch außerhalb der Kirche als bewundernswert und inspirierend, genau wie sein Einsatz für die Tiere, als Mitgeschöpfe des Menschen. Deshalb gilt er bis heute als Anwalt für die Tiere und den Naturschutz.
Mit der Einführung des Verbandsklagerechts für anerkannte Tierschutzverbände in diesem Jahr, haben wir in NRW den Tieren einen Anwalt gegeben. Die im Grundgesetz (Artikel 20a) und in der Landesverfassung (Artikel 29a) normierte Staatszielbestimmung »Tierschutz« haben wir so mit Leben gefüllt. Erstmals ist es möglich, Entscheidungen zu Lasten der Tiere von unabhängigen Gerichten prüfen zu lassen. So werden die gesetzlich normierten Belange des Tierschutzes endlich gestärkt und Missachtungen geahndet. Bereits im Vorfeld werden die Entscheidungen von den Interessen der Tiere stärker beeinflusst als bisher, denn die Einbeziehung zusätzlicher, mit Mitwirkungs- und Klagerechten ausgestatteter »Treuhänderinnen und Treuhänder« für den Tierschutz, wird für mehr Rechtssicherheit sorgen und Verstöße gegen den Tierschutz eindämmen. Von der Sachkenntnis des Tierschutzes werden auch die zuständigen Behörden sowie Tierhalterinnen und Tierhalter profitieren.
Wer auch immer die nächste Bundesregierung stellen wird, der Tierschutz muss eine starke Rolle einnehmen. Die alte Bundesregierung hat mit der Novellierung des Tierschutzgesetzes ein katastrophales Zeugnis abgeliefert: Sie zögerte das Kastrationsverbot ohne Betäubung bei Ferkeln hinaus, blockierte artgerechte Haltungsbedingungen nach Tierart und konnte sich nicht einmal durchringen, den umstrittenen Schenkelbrand bei Pferden zu verbieten.
Bei aller Notwendigkeit von Regeln für Tierhaltung und besserer Tierschutzgesetze, können aber auch wir als Verbraucherinnen und Verbraucher viel ausrichten: Die Macht der Konsumentin und des Konsumenten ist riesengroß. Eine breite Mehrheit der Bevölkerung steht hinter der Aussage »Wir brauchen mehr Tierschutz«. Ich wünsche mir, dass dieser Tag dazu beiträgt, das eigene Konsumverhalten zu überdenken und beim nächsten Einkauf auf Herkunft und Haltung zu achten oder auch mal ab und zu auf Fleisch zu verzichten. Die Politik kann und soll keine Lebensweise vorschreiben, aber wir können Anreize setzen und aufklären. Außerdem wünsche ich mir, dass dieser Tag den vielen Hunderttausend ehrenamtlich organisierten Menschen im Tierschutz die Anerkennung für ihre geleistete Arbeit zuteil werden lässt, die sie verdienen. Und dass sie die dringend benötigten Spenden für ihre Arbeit erhalten.
Tierschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, wir GRÜNEN kämpfen seit jeher für starken Tierschutz. Alleine durch Gesetze und Rahmenbedingungen werden wir es aber nicht schaffen. Daher ist die Botschaft des heiligen Franziskus auch 787 Jahre nach seinem Tod aktuell.