Kommunalinfo: „Sofortprogramm Kita“ – Ad hoc-Maßnahmen gegen den akuten Fachkräftemangel in der Kindertagesbetreuung

Portrait Eileen Woestmann

Kinder sind das Wichtigste für unsere Gesellschaft. Seit Jahren wird über den Fachkräftemangel in der Kindertagesbetreuung gesprochen und über Lösungswege diskutiert. Wir stehen im Bereich der Sozial- und Erziehungsberufe vor großen Herausforderungen, die bereits jetzt gesamtgesellschaftlich spürbar sind.

Ergebnis der Kooperation als Verantwortungsgemeinschaft

Es braucht kurz-, mittel-, und langfristige Maßnahmen, um dem stark verschärften Fachkräftemangel zielführend entgegensteuern zu können und die bestehenden Fachkräfte zu entlasten. Diese Herausforderung können wir nur in der engen Zusammenarbeit von Land, kommunalen und freien Trägern sowie den Landesjugendämtern als Verantwortungsgemeinschaft meistern. Das Ergebnis einer solchen guten Kooperation zeigt sich in dem „Sofortprogramm Kita“ des Ministeriums für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration (MKJFGFI). Es ist ein Baustein der Fachkräfteoffensive und ermöglicht gezielt den Gewinn neuer Fachkräfte sowie multiprofessioneller Teams und den flexiblen Einsatz von bestehendem Personal. Es schafft so vor allem auch Entlastung in den Einrichtungen.

Die unten aufgeführten Sofortmaßnahmen sollen kontinuierlich auf ihren Erfolg überprüft und bei Bedarf weiterentwickelt werden. Darüber hinaus wird weiterhin ein fortlaufender Austausch über kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen erfolgen, denn mit diesem Sofortprogramm ist unser Weg der Fachkräfteoffensive noch nicht zu Ende. Es braucht darauf aufbauende und fortführende Maßnahmen, um den Dreiklang von frühkindlicher Bildung, Erziehung und Betreuung dauerhaft qualitativ und sicher gewährleisten zu können. Es braucht Zeit, um dem komplexen Herausforderungen des Fachkräftemangels in der frühkindlichen Bildung gerecht zu werden. Mit den genannten Maßnahmen gehen wir jedoch erste Schritte, um die Fachkräfteoffensive auch zu einer solchen werden zu lassen, und wollen unter anderem auch das gesellschaftliche Bild der Sozial- und Erziehungsberufe aufwerten.

Ganz konkret staffeln sich die Sofortmaßnahmen in folgende vier Bereiche:

  1. Anpassung der Personalverordnung

  • Verlängerung des gesamten Teils 2 der Personalverordnung von 2025 auf 2030
  • Schaffung einer dauerhaften Einsatzmöglichkeit von Ergänzungskräften auf Fachkraftstunden in den Gruppenformen I und II über 2030 hinaus in Verbindung mit qualitätsabsichernden Maßnahmen in Anlehnung an die Regelung in § 2 Absatz 3 Nummer 2.
  • Aufnahme weiterer Berufsgruppen (Psycholog*innen, Sportpädagog*innen, Kunstpädagog*innen, Medienpädagog*innen) in § 10 Abs. 4
  • Wegfall der sechsmonatigen Praxiserfahrung in § 8 (Ausnahmegenehmigung durch Landesjugendämter)
  • Kindertagespflegepersonen mit Berufserfahrung auf Ergänzungskraftstunden zulassen, insbesondere wenn sie darüber hinaus über eine QHB-Qualifizierung nach dem neuen Standard verfügen
  1. Wirksamkeit der Regelungen der Personalverordnung erhöhen

  • Weiterführung der bedarfsgerechten Ausweitung der Beratungsangebote durch die Landesjugendämter und Fachberatungen der Landesjugendämter und Träger
  • Bereitstellung unterstützender Unterlagen durch die Träger (z.B. „Positivliste“, Musterausschreibungen etc.)
  • Strukturierte Ansprache der Hochschulen und Studierender
  • Begleitend im Frühjahr 2023: Studie und Start eines Monitorings zur Nutzung der Personalverordnung und zum Personaleinsatz in der Kindertagesbetreuung
  • Prüfung und strukturierte Weiterentwicklung des Angebots und der Passfähigkeit von Qualifizierung- und Weiterbildungsangeboten
  1. Personalgewinnungsmaßnahmen

  • Ansprache und Gewinnung junger Menschen in Berufsfindungsphase (Kita-FSJ / Berufsorientierung), möglichst ab FSJ-Jahr 2023/24
  • Mögliche Potenziale für Stundenaufstockungen bei Teilzeitkräften prüfen und Aufstockung ermöglichen
  • Fortführung Förderung PIA-K ab Kindergartenjahr 2023/24
  • Fortführung und Ausweitung Projekt Integrationsbegleiterinnen in 2023
  • Seiten- / Wiedereinstieg fördern: Nutzung der Fördermöglichkeiten von Weiterbildungen gemeinsam mit Regionaldirektion
  • Ergänzend zu eigenen Image- und Personalgewinnungskampagnen der Träger, legt das Land eine Imagekampagne für Sozial- und Erziehungsberufe auf
  1. Weitere umzusetzende Maßnahmen im Hinblick auf das Themenfeld zusätzliche Betreuungsplätze

  • weiterer Ausbau Brückenprojekte
  • Förderung weiterer Kindertagespflegestellen

Weitere Informationen zum „Sofortprogramm Kita“ findet Ihr in der Vorlage des MKJFGFI an den Fachausschuss: https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMV18-819.pdf

Bei Fragen könnt Ihr Euch gerne an mich oder unseren wissenschaftlichen Mitarbeiter für Kinder-, Jugend-, Familienpolitik und Kinderschutz Tamer Düzyol (tamer.duezyol@landtag.nrw.de) wenden.

Mehr zum Thema

Kinder & Familie