Mit Silikon-Mäusen und Online-Plattformen Tierleben retten

Martin-Sebastian Abel zum Internationalen Tag zur Abschaffung der Tierversuche:

Bis heute lernen Studierende der Biologie, Human- und Veterinärmedizin, aber auch der Psychologie und in Ingenieurstudiengängen anhand von Tierversuchen. Mit der Novellierung des Hochschulgesetzes haben wir in NRW bei den Zielen von Forschung und Lehre auch einen Tierschutzparagrafen eingeführt: Die Hochschulen sind angehalten, in der Lehre die Entwicklung von Methoden und Materialien zu fördern, die zukünftig die Verwendung von lebenden oder eigens hierfür getöteten Tieren verringern oder ganz ersetzen. Außerdem haben wir den Studierenden eingeräumt, selbst und nach eigenem Gewissen zu entscheiden, ob sie an Sezierpraktika teilnehmen. Wer die Teilnahme aus ethischen Gründen ablehnt, soll keinen Nachteil für ihr oder sein Studium erfahren. 
Seit diese Regel gilt, wird an vielen Universitäten umgedacht und über die gängige Praxis der Ausbildung diskutiert: Ist es wirklich notwendig, alle Bachelor-Studierenden im Fach Psychologie zum Sezierpraktikum zu verpflichten? Sind die Standards der Facharztausbildung noch auf der Höhe der Zeit? Gibt es andere, ethisch vertretbarere und tierfreundlichere Möglichkeiten, um jungen Menschen die Funktionsweise von Organismen näher zu bringen?
Die Entscheidung treffen am Ende die Hochschulen. Im Rahmen der Wissenschafts- und Forschungsfreiheit liegt dies in ihrer Kompetenz und das ist auch gut so. Aufgabe der Politik muss es sein, Alternativ- und Ersatzmethoden zu fördern. Dies tun wir in NRW mit dem Centrum für Ersatzmethoden zum Tierversuch (CERST NRW). Dort will beispielsweise ein Forscher mit einem lebensechten Mausmodell aus Silikon dafür sorgen, dass weniger Tiere seziert werden müssen. Einen anderen Weg geht die Onlineplattform Animatch. Sie ermöglicht den Austausch von Tieren und Organen zwischen Forscher*nnen und Forschungseinrichtungen, sodass insgesamt weniger Tiere getötet werden müssen. Das Ziel all dieser Anstrengungen ist klar: In Zukunft sollen dank Alternativ- und Ersatzmethoden Tierversuche komplett verzichtbar sein.