Pestizidabdrift von Nachbarflächen – Was unternimmt die Landesregierung, um pestizidfrei bewirtschaftete Nutzflächen zu schützen?

Kleine Anfrage von Norwich Rüße

Portrait Norwich Rüße

Durch Abdrift gelangen Pestizide, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, auch auf benachbarte Flächen (https://www.umweltbundesamt.de/daten/chemikalien/pflanzenschutzmittel-in-der-umwelt#prufen-der-umweltwirkung-von-chemikalien.) Die Menge der abgedrifteten Stoffe ist dabei abhängig von zahlreichen Faktoren wie der Windgeschwindigkeit, der Temperatur, der Fahrgeschwindigkeit der pestizidausbringenden Fahrzeuge, der technischen Beschaffenheit der Düsen und der Spritzhöhe. Eine niederländische Studie (Mantingh Environment and Pesticides: Onderzoek naar de aanwezigheid van bestrijdingsmiddelen in vier Natura 2000 gebieden in Drenthe en de mogelijke invloed van de afstand van natuurgebieden tot landbouwgebieden op de belasting met bestrijdingsmiddelen. Im Internet:
https://res.cloudinary.com/natuurmonumenten/raw/upload/v1591109673/2020-06/Onderzoek%20Natuurmonumenten%20bestrijdingsmiddelen%202020.pdf.), die das Vorkommen von Pestiziden in Naturschutzgebieten durch Abdrift untersuchte, kam zu dem Ergebnis, dass Pestizide in der Vegetation mit zunehmender Entfernung zu landwirtschaftlich genutzten Feldern – anders als angenommen – nicht abnehmen. Unter den nachgewiesenen Pestiziden befanden sich zudem fast ausschließlich Substanzen, die leicht verdampfen oder sublimieren und sich somit in der Landschaft ausbreiten können. Auch eine Studie (https://www.enkeltauglich.bio/wp-content/uploads/2019/02/Bericht-H18-Rinde-20190210-1518-1.pdf). zur Luftbelastung von Pestiziden im Bundesgebiet, bei der das Luftgüte-Rindenmonitoring eingesetzt wurde, konnte eine weite Verbreitung von Pestiziden in der Baumrinde von Bäumen in landwirtschaftlichen Regionen, Naturschutzgebieten und Großstädten nachweisen. Hier handelte es sich insbesondere um Wirkstoffe, die sich durch einen niedrigen Dampfdruck auszeichnen, was eine Verflüchtigung und Verfrachtung über die Luft begünstigt. Beide Studien legen somit nahe, dass bei der Aufbringung von Pflanzenschutzmitteln eine Abdrift in erheblichem Maße stattfindet.
Pestizide belasten Gewässer und tragen in erheblichem Maße zum Artensterben in Flora und Fauna bei. Durch die Abdrift können aber auch landwirtschaftliche Betriebe beeinträchtigt werden, die auf Grundlage von bestimmten Qualitätsstandards innerhalb einer Erzeugergemeinschaft oder auf Grundlage der Vorschriften für den ökologischen Landbau auf den Einsatz von Pestiziden verzichten. Stellt sich heraus, dass Öko-Produkte mit Pestiziden belastet sind, sind sie meist nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt vermarktungsfähig. Es entstehen so erhebliche finanzielle Einbußen und Folgekosten für die Betriebe. Darüber hinaus kann der Ökostatus der Fläche aberkannt werden – mit entsprechenden Folgen für die Agrarförderung.
Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung:
1.        In wie vielen Fällen in den letzten 10 Jahren wurden in den Erzeugnissen von Landwirtinnen und Landwirten, die ihr Land pestizidfrei bewirtschaften, dennoch Pestizide nachgewiesen? (Antwort bitte aufschlüsseln nach Jahr, Kreisen und kreisfreien Städten und unter Nennung der nachgewiesenen Wirkstoffe)
2.        Welche Art von Schäden sind infolgedessen für die unter 1 genannten Betriebe entstanden?
3.        Welche Möglichkeiten sieht die Landesregierung, pestizidfrei bewirtschaftete landwirtschaftliche Nutzflächen vor Abdriftschäden zu bewahren?
4.        Was unternimmt die Landesregierung, um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft messbar beziehungsweise wirksam zu reduzieren?