Sigrid Beer: „Wir wollen die pädagogische und didaktische Freiheit der Schulen“

Antrag der "AfD" zum VERA-Verfahren

Sigrid Beer (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kollegin Müller-Rech, ich kann mich Ihren Ausführungen in allen Punkten anschließen. Ich muss daran kein Komma verändern. Herzlichen Dank. Sie haben einen Aufriss der letzten Anträge gegeben, dem ich mich nur anschließen kann.
Auch in diesem Antrag gibt es wieder die üblichen Versatzstücke. Das Ganze wird in einen Topf geworfen, umgerührt, fertig ist so ein AfD-Antrag – mit Ausfällen gegen Migrantenkinder, wozu es einen eigenen Passus gibt. Vom Kollegen Rock ist ausgeführt worden, wie selbstreferenziell diese Anträge immer sind. Gleiches System: Kleine Anfragen stellen, dann wird wieder daraus zitiert. Die fachlichen Darlegungen der Expertin, die hier in der Anhörung zum Zukunftsplan Grundschule gewesen ist, entsprechen nicht dem Standard und dem Niveau, das wir hier haben. Auch das wird hier zitiert und wieder zusammengerührt. Es gibt keine Quellenklarheit. Das finde ich immer ganz besonders interessant.
(Zuruf von Helmut Seifen [AfD])
Hier wird auf ein Papier der Personalversammlung der Gelsenkirchener GEW verwiesen und so getan, als ob das eine GEW-Zeitung quasi mit Landes- oder Bundesverbreitungsgrad veröffentlicht hätte. Das finde ich alles sehr merkwürdig. Aber das kennen wir.
Wir kennen auch die Äußerungen von Herrn Seifen aus dem Schulausschuss, dass im Kaiserreich im Schulsystem noch alles gut gewesen ist. Auch da gibt es wieder die Versatzstücke wie hier im Antrag, dass die gewachsene Leistungsheterogenität, die Lerngruppenheterogenität eigentlich gar nicht statthaft sind. Ich habe den Verdacht, Sie streben sogar an, leistungshomogene Gruppen in der Grundschule etablieren zu wollen, denn es geht doch hier eigentlich um die Grundschule und nicht um andere Zuschnitte. Herr Seifen, das ist – wie gesagt – das übliche Potpourri, das Sie uns hier zu bieten haben.
Was für uns ganz wichtig ist: Wir wollen die pädagogische und didaktische Freiheit der Schulen. Da schließe ich mich der Kollegin an. Dafür braucht es eine Selbstdarlegung, eine Wirksamkeitsüberprüfung, wie die Schulen arbeiten, ob das, was unternommen wird, bei den Kindern ankommt.
Wir brauchen insgesamt ein Systemmonitoring. Das ist die Balance, die wir brauchen: die pädagogische Freiheit und die Darlegung der Ergebnisse und den ständigen Wirkungs- und Wechselwirkungsbezug.
Ein Fehler ist unter Schwarz-Gelb von 2005 bis 2010 gemacht und auch wieder zurückgenommen worden, nämlich dass die Ergebnisse von VERA-Arbeiten als Klassenarbeiten gezählt werden. Das ist genau der falsche Ansatz. Ich glaube, darüber sind wir uns einig.
Es braucht ein Systemmonitoring. Es wird nicht die einzelne Leistung eines Kindes bewertet, sondern es ist der Spiegel, ob die Kompetenzen, die insgesamt erreicht werden sollen und worauf die Kinder in unseren Schulen einen Bildungsanspruch haben, eingelöst werden können. Deswegen müssen wir uns im Schulsystem vergewissern, mit welchen Instrumenten das passieren kann.
Dass Ihnen diese ganze Linie nicht passt, Herr Seifen, ist schon mehrfach deutlich geworden; daran macht dieser Antrag nichts besser.
Wir werden an dem System, an dieser Balance von Evaluation, von pädagogischer Freiheit gemeinsam hier arbeiten und es auch immer passgenauer machen. Wir brauchen kontinuierliche Schul- und Unterrichtsentwicklung. Deswegen ist das ein Instrument, mit dem Kolleginnen und Kollegen in den Schulen vernünftig arbeiten können.
Darüber reden wir auch mit den Lehrerverbänden und sind in konstruktivem Dialog, um genau dieses System in die Balance zu bringen. Das haben wir auch schon bei der QA gemacht, indem wir die Fragen von interner und externer Evaluation neu ausgerichtet haben. Das ist der Dialog, den wir führen müssen.
Die Ankündigung von Herrn Rock, dass jetzt der Masterplan kommt, lieber Kollege Ott, beunruhigt mich nicht so sehr. Die zentrale Frage, was er schon weiß und wir noch nicht wissen, ist, ob das die Erwartungen der Kolleginnen und Kollegen betrifft. Wir haben schon so oft gehört, dass der Masterplan kurz vor der Tür steht.
(Zuruf von Helmut Seifen [AfD])
Seit zwei Jahren warten wir darauf. Wir werden schauen, was in dieser Überraschungsbox ist; dann unterhalten wir uns lieber darüber. Ich glaube, das bringt mehr als die Debatte zu diesem Antrag. – Danke schön.
(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)

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