Sigrid Beer. „Das war keine besonders zu honorierende Leistung“

Antrag der "AfD"-Fraktion zur handschrift

Portrait Wibke Brems 5-23

Sigrid Beer (GRÜNE): Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Die erste Enttäuschung war ja, dass dieser Antrag nicht handschriftlich eingereicht worden ist.
(Vereinzelt Heiterkeit)
Das wäre nun wirklich einmal eine Herausforderung gewesen. (Vereinzelt Beifall)
Das Zweite, was ich dazu sagen möchte, ist: Manche Wiederholung macht das Ergebnis auch nicht besser.
(Zuruf von der SPD: Das stimmt!)
Ich will darauf hinweisen, dass der Kollege Seifen am 27.08.2019 eine Kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt hat, die am 27.09.2019 beantwortet worden ist. Ich finde das schon bemerkenswert. Er fragt in der Kleinen Anfrage:
„Teilt die Landesregierung die Ansicht, dass die Verdrängung der Schreibschrift durch digitale Medien den Lernerfolg beeinträchtigt?“
Die Landesregierung antwortet:
„Die Schreibschrift hat nach wie vor als verbundene Handschrift einen sehr bedeutenden Stellenwert im Lehrplan Grundschule.“
Sie weist in der Antwort auf die nächste Frage darauf hin, dass damit auch die KMK-Vereinbarungen eingehalten und gestärkt werden.
Im AfD-Antrag heißt es dann stoisch ignorierend:
„Die Verdrängung der Handschrift wird durch Digitalisierungsentwicklungen in Schule und Unterricht möglicherweise weiter voranschreiten.“
(Helmut Seifen [AfD]: Konjunktiv!) So könnte man das Ganze fortsetzen.
Das heißt: Sie haben dieses Ding auf der Grundlage von Antworten recycelt, die Sie eigentlich schon bekommen haben. Das Ganze wird noch einmal aufgewärmt.
Das war keine besonders zu honorierende Leistung, Herr Seifen.
(Beifall von den GRÜNEN)
Von den Kolleginnen und Kollegen ist schon ganz viel gesagt worden. Sicherlich ist eines grundsätzlich richtig: Die Frage der Bewegung ist eine ganz wesentliche. Das ist nicht nur die Frage des Bewegens, der Handschrift und der Aktivierung der Gehirnregionen, sondern eine Frage der Bewegung insgesamt. Frau Spanier-Oppermann hat schon darauf hingewiesen. Das Stehen auf einem Bein, das Rückwärtslaufen, die Koordinierung: All das sind wesentliche Dinge.
Ich sage Ihnen aber ganz klar: Mein Sohn hatte mit der flüssigen Schreibschrift seine Prob- leme. Es war ein Segen, dass die Schule individuell reagieren und anders ansetzen konnte. Er promoviert gerade in Chemie. Es hat ihm offensichtlich nicht geschadet. Sein Doktorvater scheint das, was er da abliefert, auch lesen zu können. – Das ist das Erste.
Ein Zweites will ich auch noch einmal sagen. Es gibt in Ihrem Antrag eine Stelle, an der Sie darauf hinweisen, dass das Schönschreiben jetzt auch noch zu einem Zensurenfach werden soll. Verraten Sie uns bitte noch, ob das dann auch für die Schulformempfehlung verbindlich wird und darüber entscheidet, ob man zum Gymnasium gehen darf oder nicht. Das würde, glaube ich, genau Ihrem Bildungsansatz entsprechen.
Ich sage es noch einmal mit Goethe: „Getretener Quark wird breit, nicht stark.“ Das gilt leider auch für diesen Antrag.
(Vereinzelt Beifall von den GRÜNEN und der SPD)

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