Norwich Rüße: „Die Bäuerinnen und Bauern sind am Ende entscheidend, und KI ist nur ein Werkzeug“

Zum Antrag der FDP-Fraktion zu KI in der Nutztierhaltung

Portrait Norwich Rüße

Norwich Rüße (GRÜNE): Vielen Dank. – Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Brockes, wir waren zusammen in der Enquete „Zukunft der Landwirtschaft“ und haben gemeinsam an diesem Thema gearbeitet. Jetzt arbeiten Sie nach und nach die dort gefassten Beschlüsse auf

(Franziska Müller-Rech [FDP]: Ja, wenn Sie es nicht machen!)

und präsentieren sie uns. In diesem Fall darf man aber auch einmal sagen: Man merkt anhand dieses Antrags, dass die Enquete schon wieder ein paar Jahre zurückliegt, und was Sie darin darstellen, ist mittlerweile von der Zeit ein bisschen überholt.

Wenn man sich mit den Inhalten des Antrags beschäftigt und sich mit Firmen unterhält, dann stellt man fest, dass alle diese Sachen nicht mehr in den Kinderschuhen steckt, sondern das ist schon ein Stück weiter. Mittlerweile lässt sich tatsächlich so einiges auf den Betrieben einsetzen, was auch passiert.

Warum passiert das aber nicht in einem größeren Stil? Warum ist es so schwierig, diese Methoden im Ackerbau oder in der Tierhaltung, in die Betrieben zu implementieren? An dieser Stelle ist entscheidend, dass sich die Bäuerinnen und Bauern im Moment bei jeglichen Investitionen zurückhalten. Sie investieren einfach nicht. Das ist aber nicht das Problem von KI, sondern es ist ein Problem der Landwirtschaft, dass sie im Moment keine Sicherheit hat, wie es in der Tierhaltung weitergeht.

Wir können uns hundertmal dafür einsetzen, dass wir da mehr haben wollen. Wir müssen das aber auch hinbekommen, und es wäre schön – da fand ich den Hinweis auf Marx übrigens nicht unwichtig –, wenn wir uns gemeinsam dafür einsetzen würden.

Ich hoffe auch, dass der neue Bundeslandwirtschaftsminister diesen Weg einschlägt und wir tatsächlich dafür sorgen, dass wir zu höheren Haltungsstufen kommen – ALDI ist da jetzt noch einmal vorgeprescht – und die Tiere dementsprechend gehalten werden können. Der Staat sollte das am Ende kofinanzieren, denn Sie wissen, dass die Gutachten ergeben haben, dass es für eine Haltung von Tieren in Haltungsstufe 3 und höher einer Kofinanzierung bedarf, weil das am Markt sonst für die Bäuerinnen und Bauern nicht tragfähig ist. Dafür sollten wir uns gemeinsam einsetzen.

Wenn das passiert und die Landwirte in der Tat wissen, dass sie eine gewisse Sicherheit haben, dann müssen der LEH und die Schlachtunternehmen liefern und mit den Landwirten langfristige Verträge schließen. Sonst baut niemand einen Stall. Sonst wird man nicht in die Technik investieren, die Sie eben erwähnt haben.

Wenn wir es gemeinsam hinbekommen, dass es diese Planungs- und Investitionssicherheit so weit wie möglich gibt – wir wissen, dass am Ende immer ein unternehmerisches Risiko bleibt –, dann werden sie die Investitionen auch tätigen. Solange das aber nicht der Fall ist, ist diese Technik schlichtweg zu teuer, und im Moment wird nicht investiert.

Dann wurde die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen erwähnt. Das finde ich an dieser Stelle auch wichtig. Ich finde es total gut, was im Moment im Haus Düsse läuft, wie viel Geld dort in neue Ställe investiert und was dort alles ausprobiert wird. Es wurde bereits zu Recht gesagt, dass Sie auch da mit Ihrem Antrag ein Stück weit hinterherhinken. Da ist die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen weiter, als Sie es mit Ihrem Antrag sind.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)

Am Ende ist es immer gut, wenn wir uns über die Zukunftsperspektiven von Landwirtschaft unterhalten. Dann werden wir uns in der Debatte aber auch noch einmal darüber unterhalten müssen, was KI wirklich kann und wo ihre Grenzen sind. Ich stimme ausdrücklich zu: Die Bäuerinnen und Bauern sind am Ende entscheidend, und KI ist nur ein Werkzeug.

Sie haben in Ihrem Antrag das Schwanzbeißen erwähnt. Ja, mit KI hat man in der Tat ein Stück weit ein Hilfsinstrument, um in dem Moment, wenn das passiert, die Tiere schneller herausfiltern zu können. Damit wird aber die Ursache nicht beseitigt. Es muss uns jedoch vor allem darum gehen, hinzubekommen, dass es gar nicht erst zum Schwanzbeißen kommt. Das andere ist ein Hilfsmittel.

Dennoch freue ich mich, wenn wir im Ausschuss gemeinsam über Ihren Antrag beraten und schauen, wo wir im Moment beim Einsatz von KI in der Landwirtschaft stehen. Ich habe mir zufällig in dieser Woche viele Dinge in diesem Bereich angeschaut und glaube, dass hier sehr viel unterwegs ist. Da passiert jede Menge, und man muss nicht mehr so viel machen. Die Technik setzt sich, wie gesagt, durch. Wenn Bäuerinnen und Bauern ein vernünftiges Einkommen erzielen, das sie wieder reinvestieren können, dann wird KI ein Bestandteil dieser Investitionen sein. – Vielen Dank.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)

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