Meral Thoms. „Wir werden die Gesundheitsversorgung in Nordrhein-Westfalen klimagerecht und klimaresilient aufstellen“

Zum Antrag der Fraktionen von CDU und GRÜNEN im Landtag "Klimaschutz ist Gesundheitsschutz"

Portrait Meral Thoms

Der Antrag

Meral Thoms (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste! Der letzte Sommer war einer der wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. Aktuell ist es draußen ziemlich kalt, und der nächste heiße Sommer scheint weit entfernt. Doch ganz klar ist: Hitzewellen werden in Zukunft weitaus häufiger vorkommen, genauso wie Extremwetterereignisse.

Ein Baby, das im Jahr 2020 geboren wurde, wird mindestens viermal so viele Hitzewellen erleben wie eines, das 1960 geboren wurde. Das RKI zählte im letzten Sommer 4.500 Hitzetote in Deutschland, 900 davon alleine in Nordrhein-Westfalen.

Fest steht: Die Klimakrise macht uns krank. Hitzebedingte Erkrankungen und Todesfälle werden zunehmen. Wir werden mit einer steigenden Krankheitslast durch Allergien und Asthma zu kämpfen haben. Auch Extremwetterereignisse werden sich häufen und Einfluss auf die psychische Gesundheit der Menschen in Nordrhein-Westfalen haben. Es wird eine Zunahme von Infektionskrankheiten geben, die von Tieren übertragen werden, wie Borreliose, Hirnhautentzündung oder Denguefieber.

Die Liste der möglichen Folgen der Klimakrise für die Gesundheit der Menschen in NRW ist leider lang. Die Folgen sind schon heute deutlich spürbar und werden in Zukunft noch zunehmen. Da sind sich alle Expertinnen und Experten einig. Die WHO sieht den Klimawandel als die größte Gesundheitsbedrohung für die Menschheit an.

Dieser globalen Herausforderung müssen wir mit entschlossenen Maßnahmen im Klimaschutz und zur Klimafolgenanpassung entgegentreten, auch hier bei uns in Nordrhein-Westfalen.

Die Landesgesundheitskonferenz Nordrhein-Westfalen hat letztes Jahr Klimaschutz und Klimafolgenanpassung als zentrales Thema aufgegriffen; das haben wir gerade schon von Herrn Schmitz gehört.

Mit dem vorliegenden Antrag bringen wir ein breites Maßnahmenpaket auf den Weg.

Wir werden die Gesundheitsversorgung in Nordrhein-Westfalen klimagerecht und klimaresilient aufstellen – für die Menschen, die heute hier bei uns in Nordrhein-Westfalen leben, und für alle zukünftigen Generationen.

Wir werden die Menschen in NRW über die gesundheitlichen Konsequenzen des Klimawandels aufklären und Prävention stärken.

Wir wollen insbesondere die Menschen erreichen, die von den Gefahren zum Beispiel zunehmender Hitze besonders betroffen werden. Wir wissen alle: Das sind ältere Menschen, sehr kleine Kinder und Schwangere. Das sind aber auch die Menschen, die durch ihre Berufstätigkeit oder durch das Wohnumfeld besonders betroffen werden; denken wir nur an Beschäftigte im Straßenbau während einer Hitzewelle.

Die Kommunen werden wir bei der Konzeption und Umsetzung von Hitzeaktionsplänen angemessen unterstützen.

Auch die Aus- und Fortbildung muss die Klimakrise und die gesundheitlichen Auswirkungen der Klimakrise besser integrieren.

Eine klimagerechte Gesundheitsversorgung bedeutet allerdings auch, dass der Gesundheitssektor eigene Verantwortung für den Klimawandel hat und sich dieser stellen muss. 5,2 % des nationalen CO2-Ausstoßes in Deutschland – das ist ungefähr so viel, wie die Stahlindustrie ausstößt – kommt von unseren Gesundheitseinrichtungen, ein großer Teil davon aus den Krankenhäusern.

Die Klinikträger haben dieses Problem schon längst erkannt und fordern finanzielle Unterstützung auf dem Weg zur Klimaneutralität. Hier werden wir liefern. In den kommenden Jahren werden wir ein Drittel der zusätzlichen Mittel für die Krankenhausplanung, also mehr als 800 Millionen Euro, für die notwendigen Klimaschutz- und Klimafolgenanpassungsmaßnahmen einsetzen.

Von diesen Geldern werden auch die Menschen in den Kliniken unmittelbar profitieren; denn ohne gebäudetechnische Maßnahmen zum Hitzeschutz leiden bei Hitzewellen natürlich die Patientinnen und Patienten, aber auch die Beschäftigten.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)

Zudem führt eine Reduktion der immens hohen Energiekosten nachhaltig zu finanziellen Einsparungen im Gesundheitssektor.

Meine Damen und Herren, gerade die junge Generation verlangt von uns völlig zu Recht, dass wir die Gefahren des Klimawandels ernst nehmen. Für uns ist klar: Klimaschutz ist zugleich Gesundheitsschutz für die Menschen bei uns in Nordrhein-Westfalen. Mit unserem Antrag beschreiten wir in der Gesundheitsversorgung in NRW auch in diesem Feld einen ambitionierten Weg und werden hier Vorreiter sein.

(Vereinzelt Beifall von den GRÜNEN)

Ich fordere Sie auf, diesen Weg hin zu einem klimagerechten Gesundheitssystem mit uns gemeinsam zu gehen. – Vielen Dank.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)