Ina Besche-Krastl (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen der demokratischen Fraktionen! Ich freue mich hier heute wirklich aufrichtig, dass wir uns dem wichtigen Thema der Lehrkräfteausbildung widmen. Der Antrag ist umfangreich, und ich freue mich auch tatsächlich auf die Befassung im Fachausschuss. Deshalb möchte ich hier heute auch nur auf ein paar wenige Aspekte genauer eingehen.
Zum einen die Idee, auch in Deutschland analog zu Finnland Eignungstests in Betracht zu ziehen: Das eins zu eins zu übertragen, ist ja in dem Sinne keine Erleichterung zum Zugang zu einem Studiengang, sondern eine weitere Hürde. Und wir sollten doch hier mehr auf den Ausbau von Studienplätzen setzen, wie zuletzt durch die Einrichtung eines Grundschullehramtsstudiengangs in Aachen, der auch maßgeblich durch die Landesregierung unterstützt wurde.
Der zweite Aspekt, auf den ich hier eingehen will, ist der Vorschlag, die Ausbildung auf spezifische Ausbildungshochschulen – oder zu Deutsch: Laborschulen – zu konzentrieren. Abgesehen von dem immensen Aufwand, der dahintersteckt, ist es ja mit der bloßen Einrichtung nicht getan, wenn wir nicht analog dazu auch das gesamte Schulsystem anpassen. Denn sonst ist diese Idee ja eigentlich nur eine halbe Reform.
Die Lehrkräfte an den finnischen Laborschulen sind nicht nur Lehrkräfte, sie sind Ausbilderinnen und Ausbilder, sie sind vor allem auch Forscher*innen. Und hier fehlt mir neben dem immensen Bedarf an Ressourcen auch die Fantasie, wie dies in diesem mehrgliedrigen Bildungssystem umzusetzen ist.
Was ich in diesem Antrag allerdings gänzlich vermisse – das hätte wirklich eine Menge mit dem hiesigen Bildungssystem zu tun, und es wird unisono als Sollbruchstelle identifiziert –: Sie verlieren in Ihrem Antrag kein einziges Wort über den Schulvorbereitungsdienst. Während des gesamten Studiums – das ist die Rückmeldung von Studierenden – wird dieses REF den Studierenden als die schlimmste Phase angekündigt, durch die sie jemals laufen werden. Wenn die Lehramtsanwärterinnen sich dann schließlich im Dienst befinden, finden sich nicht wenige genau in diesem Szenario wieder.
Ich frage mich, wenn wir alle wirklich attraktive Ausbildungsbedingungen schaffen wollen: Ist das wirklich das, was diese Phase sein soll, eine Phase, die durch Stress und chronische Überforderung gekennzeichnet ist?
Das Referendariat darf nicht zur Sollbruchstelle unserer Lehramtsausbildung werden. Das sage ich bewusst vor dem Hintergrund, dass gewisse Phasen im Leben auch mal herausfordernd sein können und müssen. Aber hier würde eine der wichtigsten Phasen bei der Lehramtsausbildung einfach außer Acht gelassen.
Ich vermisse konkrete Punkte wie ein begleitendes Coaching oder, wenn nötig, auch psychologische Hilfsangebote. Viele Studierende nehmen diese Angebote nicht in Anspruch aus Angst, dass sie am Ende nicht verbeamtet werden.
(Dilek Engin [SPD]: Woher kommt denn die Angst?)
Ich halte das so für nicht mehr zeitgemäß.
(Beifall von den GRÜNEN)
Ich vermisse genau die Punkte, die es ermöglichen würden, dass der Vorbereitungsdienst den Raum gibt, erlernte didaktische Methoden in der Praxis zu erproben und zu erfahren, alternative Prüfungsformate, eine bessere Vernetzung der Professorinnen und der Studierenden untereinander und der Lehrkräfte.
Schließlich vermisse ich auch – das haben wir in Finnland ja auch erfahren dürfen – eine größere Anerkennung für Bachelor- und Masterabschlüsse, damit, falls ich mich im Laufe dieses Studiums für einen anderen Ausbildungsgang oder eine andere Berufslaufbahn entscheide, ich im Falle eines Abbruchs nicht vor dem Nichts stehe.
(Beifall von den GRÜNEN)
Das sind die Themen, denen wir uns widmen wollen und werden. Das sind die Punkte, wo ich sage, da freue ich mich, dass wir uns damit weiter im Ausschuss befassen werden. Wir stimmen der Überweisung natürlich zu.
(Beifall von den GRÜNEN – Vereinzelt Beifall von der CDU)