Eileen Woestmann (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen! „KI-ta“ klingt sehr verlockend; das muss ich zugeben. Dennoch ist es wichtig, sich das Ganze einmal genauer anzuschauen.
Ich finde es total gut, wie differenziert wir uns gerade schon ausgetauscht haben, und ich freue mich auf die Debatte im Fachausschuss – das nehme ich vorweg, bevor Herr Hafke verunsichert ist –, in der wir weiterhin differenziert darüber sprechen können.
Ich gehe auf drei Punkte ein, die auch gerade teilweise schon angesprochen wurden, nämlich auf die Fragen, wie KI bei Sprachförderung unterstützen kann, wie sie bei Übersetzungen unterstützen kann und wie die digitale Ausstattung in unseren Kitas ist.
Die Sprachförderung, die gerade immer mal wieder Thema war, ist ein sehr sensibles Thema. Wenn man eine KI fragt, was ein Kind braucht, um eine Sprache zu lernen, dann sagt sie:
Sprache viel mehr als das Aneinanderreihen von Wörtern. Sprachentwicklung ist ein sozialer, ein emotionaler und vor allem ein menschlicher Prozess.
KI kann sehr viel, aber sie ist definitiv nicht menschlich. Nun ist es aber so, dass Kinder lernen, indem mit ihnen gesprochen wird, indem vorgelesen wird und indem vor allem auch auf Reaktionen des Kindes eingegangen wird. Kindliche Entwicklung, kindliches Lernen funktionieren vor allem durch Beziehung, dadurch, dass ein sicherer Hafen vorhanden ist, durch Aktion und Reaktion. All das kann eine KI in dem Ausmaß, wie Kinder es brauchen, um sprechen zu lernen, nicht leisten; egal, wie sie gestaltet wird: Sie wird nicht menschlich.
Es gibt eine ARTE-Doku, in der sehr gut gezeigt wird, dass Kinder Inhalte, die sie durch digitale Medien gelernt haben, deutlich weniger gut in Erinnerung behalten, als wenn sie von Menschen vermittelt wurden, also durch ein Lernen in Beziehungen.
Ich finde, das ist ein Punkt, den wir gerade im Bereich der unter Sechsjährigen sehr klar im Blick behalten müssen.
Ein weiterer Aspekt, der für mich gegen KI-Nutzung in den Kitas spricht, ist die Frage danach, wie viel Screentime die Kinder haben. Das gilt für die KI-Nutzung in den Kitas durch die Kinder, nicht durch die Verwaltung; darüber muss anders gesprochen werden. Ich finde gut – um das einmal vorwegzunehmen –, dass Kitas aktuell noch handyfreie oder screentimefreie Zeit bedeuten. Es gibt eine Studie, die belegt, dass schon Dreijährige fast drei Stunden am Tag vor dem Bildschirm sitzen. Das ist verdammt viel, wenn man überlegt, dass die WHO-Empfehlung „30 Minuten“ lautet und andere Empfehlungen „maximal eine Stunde“ besagen. In dieser Studie ist ebenfalls sehr gut belegt, dass je länger die Screentime von Kleinkindern ist, desto größer die Auswirkung negativer Art und Weise auf die Sprachentwicklung ist.
Deswegen finde ich wichtig, dass nicht noch weitere Screentime – man könnte auch das deutsche Wort benutzen; das ist „Bildschirmzeit“ – in den Kitas etabliert wird. Vielmehr braucht es echte Beziehungen und persönliche Zuwendung als das Herzstück der frühkindlichen Bildung. Daran müssen wir in jedem Fall festhalten.
Ich möchte zu einem zweiten Punkt kommen. Bei Übersetzungen gebe ich zu, dass es da ein gewisses Potenzial gibt, was man heben kann. Allerdings muss einem klar sein, dass es sich gerade, wenn es um Elterngespräche und um die Entwicklung ihrer Kinder geht, um sehr sensible Daten handelt. Da ist der Rahmen des Sozialdatenschutzes zu Recht sehr eng gestaltet.
Aus meiner eigenen Erfahrung – ich habe teilweise mit Dolmetschern gearbeitet – weiß ich, dass es durchaus vorkommen kann, dass Übersetzungen falsch sind, weil Dialekte unterschiedlich sind. Das kann im persönlichen Gespräch relativ schnell aufgeklärt werden kann. Bei einer KI ist natürlich ein gewisses Risiko da, dass es zu einer falschen Übersetzung kommt. Das muss bei der Entwicklung von Übersetzungen durch KI bedacht werden.
Auf einen Punkt würde ich gerne noch eingehen. Wir wissen, dass die Ausstattung von Kitas mit digitalen Endgeräten relativ überschaubar ist. Zwar haben über 90 % der Kitas einen Computer. Das ist aber ehrlicherweise zu wenig, gerade weil wir in der Regel viergruppige Einrichtungen haben. Wir bekommen immer wieder die Rückmeldung, dass die digitale Ausstattung verbesserungswürdig ist. Es gibt in der Regel nur den PC für die Leitung, aber keinen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch Tablets beispielsweise stehen nicht flächendeckend zur Verfügung. Diese Ausstattung brauchen wir aber zwingend, wenn wir prinzipiell mit KI oder mit Digitalisierung arbeiten wollen. Deswegen finde ich wichtig, dass wir nicht nur über KI, sondern darüber, wie Digitalisierung in Kitas gestaltet werden kann, sprechen.
Ein weiterer Punkt ist, dass Internet nicht immer flächendeckend verfügbar ist. Auch darüber müssen wir sprechen, weil es ohne Internet bekanntermaßen keine Künstliche Intelligenz oder Digitalisierung gibt.
Ich bin mir sicher, dass wir dazu eine intensive Debatte im Fachausschuss führen werden, und bin auf die hoffentlich geplante Expert*innenanhörung gespannt. Wir stimmen der Überweisung sehr gerne zu. – Vielen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)