Dr. Julia Höller (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen! Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr leisten einen besonderen Dienst an unserer Gesellschaft. Sie übernehmen Verantwortung für die Sicherheit unseres Landes, für die Verteidigung unserer Werte und leisten gerade in den letzten Jahren Solidarität in Krisensituationen, beim Hochwasser, in der Pandemie und in internationalen Friedensmissionen.
Veteraninnen und Veteranen sind Menschen, die sich bereit erklärt haben, das eigene Leben, die eigene Gesundheit für unsere Demokratie einzusetzen. Dafür verdienen sie unseren Respekt, unsere Anerkennung und unseren Dank.
(Beifall von den GRÜNEN, der CDU, der SPD und der FDP – Dr. Christian Blex [AfD] führt ein Gespräch.)
– Es würde auch von Respekt zeugen, wenn sich hier keine Nebengespräche entwickeln würden. Danke schön.
(Beifall von den GRÜNEN, der CDU, der SPD und der FDP)
Wir stellen die Menschen in den Mittelpunkt, die diesen Dienst leisten, und zwar nicht als irgendeinen Heldenmythos, sondern als das, was sie sind: Menschen, die Verantwortung übernommen haben und dafür unsere Unterstützung und unsere Fürsorge verdienen.
Ein bundesweiter Veteranentag, den es nun geben wird, ist ein überfälliges Zeichen, für das wir uns seit Langem im Bund einsetzen. Es geht auch hier nicht irgendwie um ein falsches Pathos oder unkritische Militärverherrlichung, sondern um menschliche Würde und um gesellschaftliche Verantwortung.
Viele Veteranen tragen ihren Dienst noch lange mit sich. Körperliche und vor allem auch seelische Verletzungen bringen sie mit nach Hause. Posttraumatische Belastungsstörungen sind eine stille Realität, über die nicht geredet wird, über die viel zu lange geschwiegen wurde. So ein Veteranentag kann helfen, genau dieses Schweigen endlich zu brechen.
Wir erleben seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine eine neue sicherheitspolitische Realität. Friedenssicherung, Landesverteidigung und Resilienz sind wieder harte Aufgaben geworden und nicht nur abstrakte Ziele. Das verändert unseren Blick, unsere Perspektive auf die Bundeswehr und damit auch auf die Menschen, die in ihr dienen.
Aber Wertschätzung darf nicht nur Symbolpolitik sein. Es geht im Kern doch darum, dass es rasche und unbürokratische Hilfe für die Genesung und Betreuung der Menschen gibt, die an Körper und Seele verwundet wurden, dass ausreichend psychotherapeutische Angebote verfügbar sind, dass Menschen in der Krise jemanden finden, der ihnen zuhört, und dass diese Hilfsangebote auch in ländlichen Regionen ohne monatelange Wartezeiten verfügbar sind.
Die Bundeswehr selbst hat dafür bereits wirklich gute und viele Angebote und ist primär verantwortlich für die gesundheitliche Versorgung aktiver und ehemaliger Soldatinnen und Soldaten. Gleichzeitig müssen wir diese Aufgabe als Teil einer solidarischen und offenen Gesundheitsversorgung und auch als Teil eines Selbstverständnisses sehen, das den Menschen in dieser Uniform, die er anhatte, in den Mittelpunkt stellt. Das heißt eben nicht nur, am 15. Juni zu beflaggen, sondern vor allem auch zuhören, helfen, unterstützen und endlich – endlich! – offen über psychische Belastungen sprechen, damit der Veteranentag kein einmaliges Ritual bleibt, sondern der Anfang einer neuen Haltung, einer Haltung der Verantwortung.
Um ein größeres Bild aufzumachen: Wir müssen, glaube ich, aufpassen, dass Veteraninnen und Veteranen nicht isoliert betrachtet werden, auch wenn es um psychische Belastungen, psychische Erkrankungen geht. Polizist*innen, Rettungskräfte, Feuerwehrleute erleben täglich Grenzsituationen. Genau sie brauchen die Unterstützung, brauchen die Aufmerksamkeit.
Es geht also nicht nur um eine bestimmte Zielgruppe, sondern um eine Kultur der Fürsorge für alle, die unsere Gesellschaft zusammenhalten.
In diesem Sinne: Lassen Sie uns hier als demokratische Fraktionen gemeinsam daran arbeiten, dass der Veteranentag nicht nur ein Datum in unserem Kalender, sondern ein Zeichen für die Entstigmatisierung von PTBS, für eine bessere psychologische Versorgung und für schnellere, unbürokratischere Hilfe ist. – Vielen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN und Marco Schmitz [CDU] – Vereinzelt Beifall von der SPD)