Bunter Bildungssommer für Kinder und Jugendliche

Antrag der GRÜNEN im Landtag

I.          Ausnahmesituation Pandemie
Die Schließung der Schulen für den regulären Unterricht hat die Schulen, die Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler und auch die Familien unvorbereitet getroffen. In der Folge wurde mit viel Engagement seitens der Lehrkräfte versucht, den Kontakt zu Schülerinnen und Schülern zu erhalten und ihnen einen (anderen) Zugang zum Unterricht zu eröffnen. Die Lernbedingungen zu Hause sind aber sehr verschieden, was die räumliche, technische und familiäre Situation betrifft. Eltern sind mit der Situation konfrontiert, selbst im Home-Office arbeiten müssen und gleichzeitig Betreuung von jüngeren Kindern und Lernbegleitung zu schultern. Andere können keine Hilfe leisten z.B. aufgrund von Sprachbarrieren. Dazu kommt, dass die Schulen bezüglich ihrer digitalen Ausstattung und eingeübten Praxis sehr unterschiedlich aufgestellt sind.
Viele Bildungsexpertinnen und -experten konstatieren zu Recht, dass die Bildungsungerechtigkeiten in der Krise verschärft wurden und werden (https://deutsches-schulportal.de/content/uploads/2020/04/Offener-Brief-an-die-KMK-.pdf).
Die Wiederaufnahme des Schulbetriebs ab dem 23. April brachte für rund 10% der Schülerinnen und Schüler in den weiterführenden Schulen wieder einen Zugang zum Präsenzunterricht. Allerdings werden die Räumlichkeiten, die Zeiten und die Lehrkräfte durch die Prüfungen in Anspruch genommen. Wer keine Prüfung macht oder sich darauf vorbereitet, blieb außen vor.
Auch wenn schrittweise andere Jahrgänge wieder in die Schule kommen sollen und auch Grundschulen und Förderschulen den Schulbetrieb wieder aufnehmen, so ist dennoch klar, dass für längere Zeit kein regulärer Unterricht stattfinden kann und je nach Modell und Kapazitäten der Schulen, Kinder und Jugendliche nur tageweise wieder Präsenzunterricht erhalten werden.
Es wird also längerfristig eine Kombination von Präsenzunterricht und Fernunterricht notwendig sein. Das wird zu einer Konzentration auf die sogenannten Kernfächer führen. Bildung ist aber mehr als Deutsch, Mathe und Fremdsprache.
Kinder aus einkommensschwachen Familien, sozial schwierigen Lagen und auch Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf und Geflüchtete werden zunehmend abgehängt und verlieren den Anschluss.
Die Sommerferien 2020
In wenigen Wochen stehen die Sommerferien und damit wieder eine schulfreie Zeit an. Die Sommerferien werden auch von der Corona-Pandemie geprägt sein.
Geplante Urlaubsreisen fallen aus, Eltern haben Überstundenkontingente und Urlaubstage zum Überbrücken von Betreuungszeiten aufgebraucht.
Auch Ferienfreizeiten werden in diesem Jahr nicht in der gewohnten Art und Weise möglich sein. Um Jugendverbänden und anderen gemeinnützigen Veranstaltern die nötige Planungssicherheit zu geben, muss die Landesregierung sicherstellen, dass bereits angefallene Kosten sowie Stornierungsgebühren förderfähig sind. Träger der Jugendhilfe brauchen jetzt finanzielle Planungssicherheit und einen Rahmen, in dem sie alternative Sommerangebote für Kinder und Jugendliche erarbeiten und anbieten können.
Kinder und Jugendliche – besonders aus benachteiligten und benachteiligenden Lebenslagen – benötigen Ferienangebote, die von einem ganzheitlichen Bildungsbegriff getragen sind und den Anschluss an das Lernen unterstützen können.

II.         Vielfältige Angebote sind erforderlich

Vor Ort sollte ein Netzwerk u.a. der kommunalen Kinder- und Jugendarbeit, von Jugendverbänden, aus dem Sport, Kultur, Sozialverbänden und -initiativen, dem Handwerk und dem vielfältigen Vereinsleben sowie auch Kooperationen mit landesweit tätigen Initiativen wie Teach First oder Stiftungen aktiviert werden.
Vielen Kulturschaffende, Trainerinnen, Dozenten sind derzeit ihre Betätigungsfelder weggebrochen. Studierende haben ihre Jobs verloren. Lehramtsstudierende müssen Praxisphasen absolvieren. Inklusions- und Schulassistenzen aus den Fachdiensten können eingebunden werden. Wir haben die Chance, die Sommerferien mit einem bunten, vielfältigen Strauß von Bildungsangeboten für Kinder und Jugendliche zu füllen und so gegen die sozialen und pädagogischen Verluste der Corona-Krise anzuarbeiten. Ziel ist es dabei, nicht einen verkappten Ferien-Unterricht anzubieten, sondern ein anregendes Programm in festen Kleingruppen.
Je nach Infektionsgeschehen im Sommer können das kleine oder auch etwas größere Theater- und Musikworkshops, Filmprojekte, Radtouren in die Umgebung, Sportangebote im Freien, Sprach-, Koch – und Kunstkurse, Forschungsprojekte, auch in der Natur- und Umweltbildung, Technik- und Handwerkworkshops, Programmierwerkstatt und vieles mehr sein. Wichtig ist, dass die Angebote über die Schulen vermittelt werden, damit möglichst viele Kinder und Jugendliche erreicht werden, die diese Unterstützung brauchen. Außerschulische Lernorte, die nach wochenlanger Schließung schrittweise wieder zur Verfügung stehen, sollten einbezogen werden. Der Zugang für Geflüchtete zu solchen Angeboten muss sichergestellt werden.

III.        Der Landtag stellt fest:

·         Kinder und Jugendliche brauchen in diesen Sommer mehr denn je Angebote, bei denen sie wieder in ein Miteinander kommen und Zugänge zu einem ganzheitlichen Bildungsangebot erhalten. Vorrangig sollen die Angebote Kindern aus benachteiligten und benachteiligenden Lebenslagen zugänglich gemacht werden.
·         Kulturschaffende, Honorarkräfte in der Weiterbildung sowie weitere Kreative sind wegen des Ausfalls von Kursen in eine schwierige Lage geraten und können in die Angebote eines attraktiven und außerordentlich umfangreichen Programms in den Sommerferien eingebunden werden.

IV.       Der Landtag fordert die Landesregierung auf:

·         unverzüglich Planungen für ein Sommerprogramm 2020 mit einem ganzheitlichen Bildungsprogramm aufzunehmen, das besonders benachteiligte Kinder fördert. Hierzu ist mit den Kommunalen Spitzenverbänden ein Rahmen zu vereinbaren, auf deren Grundlage die konkreten Angebote vor Ort unter Einbezug der zahlreichen möglichen Kooperationspartner entwickelt werden können.
·         unverzüglich ein Förderprogramm für die Finanzierung eines solchen Sommerprogramms zu entwickeln und aufzulegen.