Missbrauch von Macht

Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche

Ein Kardinal bringt das Fass derart zum Überlaufen, dass sich Katholik*innen im Bistum Köln nicht mehr beschwichtigen lassen. Ob konfessionell kooperativer Religionsunterricht, Synodaler Weg, Maria 2.0 – Kardinal Woelki gehört zu den Blockierern. Sein Umgang mit sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche und im Bistum Köln ist nun der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. In der Politik wäre ein Rücktritt längst fällig. Zurecht.

Die Missbrauchsverbrechen sind für die Opfer verheerend. Dass die schonungslose Aufklärung offenbar behindert wird, vertieft Traumatisierungen bei den Betroffenen und trifft die Gemeinden und engagierte Christinnen und Christen, die sich mit solchen Vorgängen nicht mehr abfinden wollen, ins Mark. Seine Entscheidung, das Gutachten über das Verhalten von Bistumsverantwortlichen zunächst unter Verschluss zu halten und der Vertuschungsvorwurf gegen den Kölner Kardinal, haben den Reformbestrebungen der katholischen Kirche massiv geschadet. Auch mit den aktuellen Bekundungen schafft es Kardinal Woelki nicht, Boden zu gewinnen.

Der Schaden, den der Kardinal anrichtet, beschränkt sich längst nicht mehr auf das Bistum Köln. Neben anderen katholischen Bistümern wirkt sich sein Verhalten auf die Wahrnehmung von Kirche allgemein aus. Und das trifft dann zum Beispiel auch die evangelische Kirche. Das Vertrauen in kirchliche Prozesse und Repräsentant*innen wird nachhaltig erschüttert. Das zeigt die Revolte, die ihm jetzt begegnet. Kardinal Woelki hat schon im Zusammenhang des Synodalen Wegs, der katholischen Reformdebatte, Destruktion gezeigt. Er ist zur Belastung eines aufgeklärten und kritischen Christentums geworden. Mit einem Verweis auf ein neues Gutachten ist es nicht getan. Beide Gutachten müssen der Öffentlichkeit nebeneinander komplett vorgelegt werden.